Unterm Strich

Unsere tägliche Naumann-Schelte wird Ihnen heute präsentiert von: Klaus Kinkel. Zumindest hat Kinkel den Vorschlag des SPD-Kulturbeauftragten Michael Naumann, die Goethe-Institute aus dem Verantwortungsbereich des Auswärtigen Amts herauszunehmen, schwer kritisiert. Kinkel zufolge ist Naumanns Vorgehen schlechter Stil. Noch sei er nicht „deutscher Kulturpapst“. Wahlkampf brauche Sachauseinandersetzung und keine „Luftnummern“, die nie Wirklichkeit werden, konterte der Minister im Interview mit der Berliner Zeitung Kurier am Sonntag. Außerdem wies Kinkel darauf hin, daß auch das Goethe-Institut nicht „einstimmig“ eine Neulösung wolle. Den Goethe-Instituten fehle nicht Kanzlernähe, sondern Geld. Zu den praktischen Auswirkungen des Naumann- Vorschlags sagte Kinkel, die Kulturorganisationen brauchten im Ausland einen einzigen Ansprechpartner vor Ort – dies könne nur das Auswärtige Amt mit seinen Botschaften und Konsulaten sein. Zudem seien die Inhalte Sache der Kulturorganisationen, nicht des Staates. Schließlich sei die Auswärtige Kulturpolitik die untrennbare dritte Säule der Außenpolitik – gleichrangig mit der Politik und der Wirtschaft.

Rosemarie Trockel wird 1999 die einzige Vertreterin Deutschlands auf der Biennale in Venedig sein. Die deutsche Biennale-Kommissarin Gudrun Inboden habe die Künstlerin jetzt für Venedig nominiert, berichtet der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe. Zuletzt hatte Trockel gemeinsam mit dem Künstler und Biologen Carsten Höller bei der documenta X in Kassel ein Projekt mit lebenden Schweinen gezeigt. Die Gesamtleitung der Biennale 1999 hat der Schweizer Kurator Harald Szeemann übernommen, der 1972 bereits für die documenta V verantwortlich war und im vergangenen Jahr die Biennale in Lyon leitete.

Scheitern macht stark: Der größte deutsche Musical-Konzern, die Stella AG, will bis zur Jahrtausendwende zwei weitere Großtheater in Berlin und Frankfurt bauen. „Mehr kommt von uns nicht“, kündigte der Stella-Vorstandsvorsitzende Günter Irmler im Focus an. Insgesamt könnte die Stella AG dann neun Musicalpaläste in Deutschland betreiben. Am Potsdamer Platz in Berlin will Stella im Mai 1999 mit dem Partnerkonzern Disney die Welturaufführung von „Der Glöckner von Notre Dame“ präsentieren. Zuletzt hatte der Musical-Konzern allerdings finanzielle Schwierigkeiten seines früheren Hauptaktionärs Rolf Deyhle ausstehen müssen. Ende Juli war die Stella AG aus Deyhles Unternehmensgruppe herausgelöst und auf eine Treuhandgesellschaft übertragen worden. Bis zum Jahresende rechnet nun der neue Stella- Chef Irmler mit 300.000 bis 400.000 zusätzlichen Besuchern in seinen Theatern. Die Auslastung aller bislang sieben Stella-Musicals soll nach seiner Einschätzung nach 86,4 Prozent im vergangenen Jahr zwischen 83 und 86 Prozent liegen.