Der Papst kann aufatmen

■ „Papierlose“ BesetzerInnen verlassen nach einer Woche die Botschaft des Vatikan in Paris

Paris (taz) – Nach acht Tagen beim Papst verließen am Samstag die acht BesetzerInnen – drei „Papierlose“ und fünf FranzösInnen – die Botschaft des Vatikan in Paris. Mit zwei Taxis fuhren sie zum Innenministerium, wo sie die Verhandlungen über die Aufenthaltspapiere aufnahmen, für die sie ihre Aktion begonnen hatten.

Zwei Jahre nachdem Polizisten mit Axtschlägen gegen die Kirchentüren von St. Bernard ihre erste spektakuläre Besetzung beendete, ist die Situation der klandestinen ImmigrantInnen auch im rot-rosa-grün regierten Frankreich weiterhin völlig unklar. Ihren Aufenthalt in der Botschaft und die Vermittlungsversuche des Nuntius bei der französischen Botschaft bewerteten die BesetzerInnen als positiv. „In der Nuntiatur sind wir wengistens angehört worden. Das ist schon ein Unterschied im Verhältnis zum Premierminister, der sich weigert, die Tür aufzumachen, selbst wenn 3.000 Demonstranten davor stehen“, sagte ihre Sprecherin Madjiguène Cissé gestern in Paris.

Sprecher der katholischen Kirche Frankreichs bewerteten die Aktion durchwachsen. Während einzelne sich auf Bergpredigt und Schutztradition der Kirche beriefen, sprachen andere von „Nötigung“ durch die BesetzerInnen, die am 1. August im Rücken des Briefträgers in das Gebäude geschlüpft waren. „Die Besetzung von Kirchen ist eine militante Strategie geworden“, erklärte Bernard Lagoutte, Generalsekretär der französischen Bischofskonferenz.

Sprecher der „Papierlosen“ verlangen weiterhin, daß statt den von der Regierung praktizierten Einzelfallprüfungen, in deren Folge 70.000 ImmigrantInnen, die eine Regularisierung ihres Aufenthaltes in Frankreich beantragt hatten, abgelehnt wurden und jetzt einer Abschiebung ins Auge sehen, die „Debatte noch einmal von vorne anfängt“. Für die Zwischenzeit kündigten die „Papierlosen“ weitere Aktionen an. Dorthea Hahn