BI stürmt Sondermüll-Deponie

■ Sanierungskonzept nicht weitreichend genug, finden Betroffene

Stacheldraht macht das Gelände der niedersächsischen Sondermüll-Deponie Münchehagen zu einer Festung. Die Altlasten-Sicherungs-Gesellschaft (ASG) empfing dort am Montag lokale Volksvertreter: Unverbindlich sollten Anregungen über die Zukunft der Altlast entgegengenommen werden. Doch als das ferngesteuerte Gittertor hinter einem Teilnehmer schließen will, preschen zwei Kleinbusse mit zwölf Mitgliedern der „Bürgerinitiative gegen Giftmüll“ durch die Lücke. An einem Steuer sitzt der 30jährige Maschinenführer Torsten Emmrich. Seine dreijährige Tochter Nina hat Leukämie. Zwei Kilometer sind es von seinem Hof im nordrheinwestfälischen Petershagen bis zur Giftkippe. Das kleine Flüßchen Ils, in das die Betreiber seit Jahren dioxin-verseuchtes Wasser einleiten, fließt 200 Meter an seinem Haus vorbei.

Noch vor einem Jahr hatten Bürgerinitiativen und Behörden am runden Tisch ein Sicherungs-Konzept für die Altlast ausgearbeitet. Aus Kostengründen beschloß die Schröder-Regierung jedoch, von drei vereinbarten Maßnahmen nur die Oberflächen-Abdeckung und eine Wand rings um die Giftgrube zu verwirklichen. Der runde Tisch wurde aufgelöst. Die versprochene Grundwasser-Sicherung soll erst nachgerüstet werden, wenn ein Überwachungssystem zeigt, daß weiterhin Giftstoffe austreten.

Mit Transparenten forderte die Gruppe Einlaß in den sogenannten „Infozirkel“, wo die ASG ihren Entwurf für eine Sanierung unter Ausschluß der Öffentlichkeit präsentierte. Die BI fordert, die Dioxin-Pumpen zu stoppen und wieder einen neuen runden Tisch einzurichten.

Der Megaphon-Aufforderung an die Lokalpolitiker, den Zirkel unter Protest zu verlassen, kamen diese allerdinsg nicht nach. „Mit zu hohen Forderungen laufen wir Gefahr, gar nicht mehr beteiligt zu werden“, verteidigte sich Bert Schumacher, Oberregierungsbaurat der Bezirksregierung Detmold.

„Wir leiten keine Dioxine ab, jedenfalls weniger als ein Klärwerk“, verteidigt sich der ASG-Geschäftsführer Klaus Eggerking und beruft sich dabei auf den selbstgegebenen Grenzwert von 10 Milligramm Trübstoffe pro Liter Wasser – das Verfahren wird von der BI als nicht aussagekräftig bezeichnet. Eggerking kennt alle Argumente: Im Dezember hatte er als Ministerialbeamter des niedersächsischen Umweltministeriums den runden Tisch aufgelöst. Die Leitung der privatisierten Altlasten–Sicherungs-Gesellschaft übernahm er anschließend als Frührentner. hat