Leere am Basteltisch

■ Privatem Kindergarten droht das Aus. Es gibt zu viele Kitas, vermutet der Vorstand

Die Kindergärten in Hamburg sind mehr geworden, seit jedes Kind einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz hat. Rund 68.000 Jungen und Mädchen können die Einrichtungen insgesamt aufnehmen – und das bringt gerade kleine Häuser in finanzielle Schwierigkeiten: Sie bekommen ihre Gruppen nicht mehr voll. Dem Kindergarten eines gemeinnützigen Vereins in Stellingen droht deshalb nun die Schließung.

„Wenn wir nicht vier bis fünf Kinder dazubekommen, müssen wir den Laden im Herbst dichtmachen“, fürchtet Reinhard Kruse, Vorsitzender des „Arbeitskreises Vorschulpädagogik Stellingen“. Elf Mädchen und Jungen braucht sein Verein, um den Mini-Kindergarten lukrativ zu betreiben; derzeit sind es nur sieben. Deren Eltern zahlen 350 Mark im Monat, um die Einrichtung am Leben zu halten.

Wenn die Gruppe voll ist, kostet jeder Halbtagsplatz 280 Mark. Der Höchstsatz in städtischen Kitas liegt bei rund 400 Mark. Unerschwinglich ist das Stellinger Angebot also nicht, findet Kruse: „Mein Eindruck ist eher, daß das Engagement für die eigenen Kinder nachgelassen hat.“ In den vergangenen 20 Jahren jedenfalls habe die Initiative keine Probleme gehabt, die Gruppe vollzubekommen.

„Voll“ bedeutet, daß sich die einzige Erzieherin um elf Kinder kümmert. In den meisten Kindergärten sind die Gruppen doppelt so groß, werden allerdings von zwei Frauen oder Männern betreut. „Wir haben Kinder dabei, die untergehen würden in einer Einrichtung, wo 22 drei- bis sechsjährige zusammen sind“, vermutet Kruse. „Bei uns bleibt mehr Zeit, um auf die Persönlichkeit der Kinder einzugehen.“

Besonderen Wert, erklärt er, lege die Initiative auf „künstlerische und soziale Erziehung“. Da werde gebastelt und gemalt; wer noch nicht mit einer Schere umgehen kann, bekommt viel Zeit, das zu lernen. Einmal wöchentlich macht die Gruppe einen Ausflug, den die Eltern nicht extra bezahlen müssen.

Das alles findet jedoch nur von 8.30 bis 13 Uhr statt; Ganztagsplätze gibt es nicht. „Das“, so Kruse, „können wir uns wirklich nicht leisten“. Judith Weber