Guter Sommer – schlechter Sommer

„Auf dem Bauch ist es am besten.“ Kira ist elf und hat schon alle Positionen auf der Deichrutsche am Werdersee ausprobiert. Aber am meisten schockt es nicht auf dem Hinterteil, nicht auf dem Rücken. Für sie ist klar: „Auf dem Bauch“.

Während Kira sich über die Hitze freute, litten andere unter den hohen Ozonwerten. Den ganzen Tag über alterten Lungen schneller und krazten Hälse. Um 17 Uhr war es wieder so weit: die Umweltbehörde sprach wie am Vortag eine Ozonwarnung aus. Der Grenzwert von 180 Mikrogramm, ab dem die Behörde vor dem Ozon warnen muß, war überschritten. Von körperlicher Betätigung und auch vor Autofahren wurde abgeraten.

Ein generelles Fahrverbot für die ozonverursachenden Blechkisten würde aber auch in Bremen erst ab 240 Mikrogramm verhängt. „Bei diesen hohen Grenzwerten wird es in Bremen so gut wie nie zu einem Fahrverbot kommen“, moniert Lisa Wargalla von den Bremer Grünen. Denn die Nähe zur See bringe immer wieder genug frische Luft in die Gegend, daß knapp unter den Werten entlanggeschrappt wird.

Ein weiterer Grund: Nachmittags geht in Großstädten die Ozonbelastung zurück. Denn das beständige Ablassen von Abgasen ist bei abnehmender Hitze sogar wieder Ozon-hemmend. Im niedersächsischen Umland kann es deshalb nachmittags zu höheren Werten kommen als in Bremen. Wenn in Niedersachsen ein Ozon-Fahrverbot ausgesprochen würde, könnten die Autos deshalb in Bremen vielleicht noch fahren. Andersherum allerdings ist das nicht möglich: Bremen verhängt erst Fahrverbote, wenn auch in Niedersachsen an zwei Stellen Ozonwerte über der magischen Grenze von 240 Mikrogramm gemessen werden. Ohnehin wären von einem Verbot nur 30 Prozent aller Fahrzeuge betroffen.

Gesundheitsgefährdend sind Ozonwerte ab 120 Mikrogramm, meint die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Umweltverbände wie Greenpeace, Robin Wood oder der BUND sind sich deshalb einig: Sie fordern Fahrverbote ab diesem Meßwert. Auch die Grünen haben sich der Forderung angeschlossen.

Die Bundesgrünen forderten gestern zusätzlich Ozon-Tickets im öffentlichen Nahverkehr: Bei Ozon soll Straßenbahnfahren billig werden. Lisa Wargalla will sich dem nicht anschließen: Zu viele Widerstände seien dafür zu überwinden, meint sie. Auch der Pressesprecher der BSAG, Wolfgang Pietsch, hält nichts von der Idee. „Die Tickets wären in erster Linie für Autofahrer. Damit würden wir die Verursacher des Ozons subventionieren. Am nächsten Tag wären die wieder weg.“ Kein Wunder bei so viel Skepsis, die auch das Umwelt- und Verkehrsressort teilen: Ozon-Tickets sind in Bremen undenkbar.

Kira wenigstens hat ein reines Gewissen. Sie wohnt in Habenhausen. In Fußnähe zu ihrer Deichrutsche. Karen Adamski/cd

Foto: Tristan Vankann