Unser Georg soll schöner werden

■ Fassaden-Lifting hinterm Hauptbahnhof: Sanierung, Kinderhäuser, Fixerraum, Büros / Bordelle und Probleme bleiben Von Silke Mertins

Nicht nur als Held der Hafenstraße will Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow in die Hamburger Geschichte eingehen. Auch als Retter und Wohltäter des Schmuddelviertels St. Georg macht er sich jetzt einen Namen. Der befriedungserprobte Kompromißler hat die Behörden für Inneres, Jugend und Soziales mit seiner eigenen an einen Tisch gebracht. Herausgekommen ist ein gestern präsentiertes üppiges Maßnahmenpaket namens „Projekt Hauptbahnhof“, das fast alle Forderungen des „St. Georger Appells“ der AnwohnerInnen und sozialen Einrichtungen erfüllt: Sanieren einerseits und soziale Hilfen andererseits.

Städtebauliches Lifting soll es gleich im Doppelpack geben: nachdem die Bauarbeiten in der Langen Reihe fast fertig sind, knöpft Mirow sich die Böckmannstraße südlich des Steindamms vor. Auch die „überfällige und augenblicklich wenig ansehnliche Bebauung“ zwischen Böckmannstraße und Lindenstraße würde Mirow am liebsten auch gleich verschönern, und zwar durch eine „geschlossene Randbebauung der Adenauerallee“. Vor allem ein geplantes 13-stöckiges Bürohochhaus eines geheimen Investors liegt Mirow am Herzen, denn für „qualitativ hochwertigen Büroraum besteht eine Nachfrage“. Doch über den dafür nötigen neuen Bebauungsplan muß erst noch die Bürgerschaft entscheiden.

Insgesamt 220 Wohnungen in 60 Gebäuden sowie 70 Gewerbeeinheiten werden vom Modernisierungseifer des Senators profitieren. Und das läßt sich die Stadtentwicklungsbehörde in den nächsten 10 Jahren mindestens 38 Millionen kosten. Alle anderen Maßnahmen werden aus den Töpfen der jeweiligen Behörde bezahlt und müssen jeweils jährlich bewilligt werden.

Mit dem Bau des zweiten und dritten Spielhauses wird laut Mirow nächste Woche begonnen – bereits im Herbst dort getobt, gekrischen und gebalgt werden können. Die Spielhäuser gehen ebenso auf Kosten der Behörde für Jugend wie neue Stellen im Hortbereich und verbesserte Öffnungszeiten der Einrichtungen für offene Kinder- und Jugendarbeit.

Das zweite Standbein des Entwicklungskonzepts für St. Georg betrifft „die Entzerrung der offenen Drogenszene“. Den dringend erforderlichen Fixerraum sowie „Aufenthalts- und Ruheräume“ für Junkies in verschiedenen Kirchengemeinden alsbald einzurichten, versprach der Senator. Bis es soweit ist, soll der in Billstedt stationierte „Gesundheitsraum-Bus“ auch in St. Georg zum Einsatz kommen.

So weit, so finanziell abgesichert. Noch ungeklärt ist die Finanzierung der neuen Beschäftigungsprojekte des „Hamburger Programms zur Armutsbekämpfung“. Geplant sind ein Frauencafé mit Secondhand-Laden, Stundenjob-Vermittlung sowie Jugend- und Familienhotels. Neben den 10 Millionen, die für das Programm vorgesehen sind, wird die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) bestehende Stellen und Mittel in St. Georg einsetzen müssen.

Den Plan, Bordelle aufzukaufen und umzuwandeln, hat der Senat allerdings verworfen. „Im geeigneten Einzelfall“ werde man das in Erwägung ziehen, so Mirow, „ein aktives Programm wird es aber nicht geben“.