Pauli, Stein & Cappuccino

Wer nicht stehen will, muß löhnen. Nicht nur, daß Sitzen atmosphärisch fürn Arsch ist, jetzt werden die Plastikschalen am Millerntor auch teurer. Zur Deckung seines 14-Millionen-Etats erhöht der FC St. Pauli den Eintritt teilweise drastisch. Der normale Sitzplatz kostet künftig 60 statt 35 Mark. Nötig sei dies, so Präsident Weisener, um im kleinen Wilhelm-Koch-Stadion bleiben zu können: „Ich stehe im Wort, nie mehr im Volksparkstadion zu spielen“, erklärte Weisener und bat um Verständnis. Im Stehplatzbereich fiel die Steigerung um drei auf 15 und 18 Mark maßvoller aus.

Noch weniger Lust als das Fan-Gesäß auf Plastik hatte Keeper Uli Stein, seinen Allerwertesten auf die HSV-Ersatzbank zu bequemen. Statt dessen wechselte der 40jährige wie zuvor die Kollegen von Heesen, Eck, Bode und Stratos zum Altersruhesitz Arminia Bielefeld. „Ich hatte von Anfang an das Gefühl, daß Trainer und Manager bemüht waren, mich unbedingt zu verpflichten“, freut sich Stein, der zum Trainingsauftakt des Zweitligisten vor 5000 (!) Fans im Tor stand.

In der dritten Liga steht dagegen der Spielplan. Fürs Filofax taugt der 10. September, an dem – leider in unterschiedlichen Trikots – der legendäre Cappuccino-Sturm wiederbelebt wird – Klaus Ottens (VfL 93) trifft Leo Manzì (St. Pauli Amateure). Jahrelang schwelgten Pauli-Anhänger in Erinnerungen an das zu Erstliga-Zeiten wegen artistisch-atemberaubender Unbedarftheit geliebte Duett des blonden Ostfriesen und des der Technik abholden Brasilianers – am Borgweg wird der Dreischritt Stoppen-Staunen-Stolpern für 90 Minuten die Welt ein neues Mal erklären. Die Liga startet am 6. August mit Concordia – St. Pauli (A), HSV (A) – Norderstedt, Lurup – Cloppenburg und Herzlake – VfL 93. folk