Mobile Mädels, dolle Deerns

■ „Hamburger Deerns“: Fotoausstellung portraitiert junge Hamburgerinnen ausländischer Herkunft in der Handelskammer Von Polly Schmincke

„Wenn ich Lust dazu hab', dann kann ich alles!“ Doch mit Selbstbewußtsein allein wird es auch der 14jährigen italienisch-deutschen Giulia nicht gelingen, einen Ausbildungsplatz zu ergattern. Denn noch immer wissen viele Hamburger Arbeitgeber nicht genug über die Fähigkeiten von Jugendlichen ausländischer Herkunft Bescheid. Das will Sabine Haugg, die Leiterin der Beratungsstelle zur Qualifizierung ausländischer Nachwuchskräfte (BQN), ändern und hat zu diesem Zweck eine Fotoausstellung initiiert.

Die Hamburger Dokumentarfotografin Marily Stroux hat die Hamburger Deerns, die zumeist hier geboren sind oder mit ihren Eltern aus Italien, Portugal, Ghana, China oder Ex-Jugoslawien in die Hansestadt kamen, portraitiert. Zitate aus Interviews, die die Psychologie-Studentin Bettina Lindhout mit den 25 Mädchen führte, sind den Fotos als Erläuterung beigefügt. Seit Ende vergangener Woche ist die Schau im Foyer der Handelskammer zu sehen.

Ein Viertel aller 15- bis 18jährigen Jugendlichen in Hamburg ist, so Sabine Haugg, ausländischer Herkunft, doch von den Auszubildenden ist es nur jedeR neunte. Noch 1992, als sich ihre Initiativ- gruppe bildete, war es nur jeder zwölfte. Das bedeutet, daß viele ohne berufliche Qualifikation ins Arbeitsleben stolpern und dort die ersten sind, die wieder arbeitslos werden. „Das war auf lange Sicht einfach nicht mehr hinnehmbar“, fand die Sozialökonomin. Sie wollte etwas dafür tun, daß diese Jugendlichen, die sich selbst oft Deutschland oder Hamburg mehr verbunden fühlen als ihrer Ursprungsheimat, eine bessere Chance bekommen.

Die Wünsche und Lebensvorstellungen der portraitierten Mädchen gleichen denen der Hamburgerinnen mit deutschen Eltern, einziger Unterschied: die Staatsbürgerschaft. Hamburger Deerns sind sie genauso. Da sie aber oft die Schule nach dem Hauptschulabschluß verlassen, eröffnet sich ihnen nur ein enges Berufsspektrum. Viele sind über die Berufsfelder nicht optimal informiert.

Umgekehrt wissen Arbeitgeber zu wenig über die besonderen Qualifikationen der Mädchen, zum Beispiel die für viele Firmen interessante Mehrsprachigkeit: Neben deutsch sprechen die meisten porträtierten Deerns englisch und französisch, türkisch, portugiesisch, chinesisch oder serbokroatisch. Auch darauf wollen die Portraits aufmerksam machen.

Ausstellung „Hamburger Deerns“, Handelskammer, Adolphsplatz 1, werktags von 8 bis 16.30 Uhr; ab 9. November, Berufsinformationszentrum (BIZ), Kurt-Schumacher-Allee 16