■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Cleverle von Radio Bremen

Unser kleiner Sender strampelt sich ja bekanntlich mächtig ab, um seinen guten Ruf, der in fernen Zeiten entstanden sein soll, in die Zukunft zu tragen. Als ganz besonders erfinderisch zeigt sich in diesem Bemühen der Programmdirektor für den Hörfunk, Hermann Vinke. So ist es nun schon einige Jahre her, daß er auf die Idee kam, den Moderatoren der Journalsendungen im zweiten Programm das Honorar zu kürzen – nach dem Motto: „Aus zwei mach' eins!“

Und das ging so: Bekam ein freiberuflich schwitzender Journalist für die Moderation eines Journals am Mittag ein Honorar und für die Moderation eines Journals am Abend ebenfalls ein Honorar, so halbierte Hermann der Schlaue das Honorar dadurch, daß er von einem Tag auf den anderen nur noch einmal für die Moderation beider Sendungen bezahlte. Feiner Coup.

Nur fanden das die betroffenen Journalisten nicht. Denn immerhin mutete sich die Anstrengung, zwei Moderationen am Tag, kein festangestellter Redakteur zu. Zwei der betroffenen gingen also zum Arbeitsgericht und klagten auf Festeinstellung. Das würde ihnen nichts nützen, meinte damals, etwa vor drei Jahren, der schlaue Programmdirektor Hermann Vinke. Aber bitte, wenn die zwei Herren unbedingt wollten, dann würde er ihnen eben „eine halbe Achter-Stelle geben“.

Dazu muß man wissen, daß eine Stelle in der Gruppe acht des Radio Bremen Tarifvertrages eigentlich nur Anfängern zugemutet wird. Die Redakteure in der Journalredaktion werden in der Regel nach Gruppe zehn des Tarifvertrags bezahlt. Aber es kam, wie es kommen mußte. Die klagenden Journalisten obsiegten vorm Landesarbeitsgericht. Was tun fragte sich da Vogel Ratlos? Ich gebe denen eine halbe Achter-Stelle, muß er gedacht haben. Um dabei zu vergessen, daß bei einem Gerichtstermin zur Eingruppierung der zwei erfolgreichen Kläger der Radio Bremen Anwalt schon eine halbe Neuner-Stelle angeboten hatte. Und außerdem muß er vergessen haben, daß beim Vergleich der Dienste der (noch) freien Mitarbeiter mit den Diensten eines festangestellten Zehner-Redakteurs die Waage bedenklich zugunsten der freien Mitarbeiter ausschlug. Doch ein Hermann Vinke gibt so schnell nicht auf, und er erfand schnell eine Wertung zugunsten der Festangestellten. Danach wird die Redaktion des Journals am Morgen dreifach, am Mittag zweifach und die am Abend nur einfach gewertet – so einfach geht das bei Radio Bremen.

Allerdings hatte Hermann der Schlaue vergessen, daß die zwei freien Kläger obendrein noch für andere Sendungen arbeiten. Und bei einem Vergleich der so summierten Arbeitsleistungen standen die armen festangestellten Redakteure plötzlich als ausgemachte Faulpelze da. Dumm gelaufen.

Aber jetzt ist ja alles geregelt, die beiden haben den Prozeß gewonnen und Hermann Vinke hat sich an sein altes Versprechen erinnert und die beiden klammheimlich und tatsächlich mit einer halben Achter-Stelle abgespeist. Das führt zu einer Reduzierung der früher auszuzahlenden Freien-Honorare auf fast die Hälfte. Und das ist wirklich clever vom Programmdirektor – sogar in zweierlei Hinsicht. Erstens spart der finanzgebeutelte Sender. Und zweitens arbeiten die beiden ja nach Vinkes Definition ohnehin soviel, daß sie – ganz im Gegensatz zu den etablierten Redakteuren – gar keine Zeit zum Geldausgeben haben. Eine Hand wäscht eben die andere, findet

Ihre Rosi Roland