Rassismus geahndet

■ Gericht verhängt Gefängnisstrafen

Gegen zwei Männer, die einen ghanaischen Transportarbeiter vor einem Hellersdorfer Imbiß überfallen haben, verhängte die Erste Große Strafkammer des Berliner Landgerichts gestern mehrjährige Haftstrafen. Der 28jährige Dirk D. wurde wegen Raubes, gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung zu dreieinhalb Jahren, sein 26jähriger Kumpan Thomas J. wegen Raubes und gefährlicher Körperverletzung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.

An einem Abend im Februar hatte der Maurer Dirk D. den Ghanaer Larry M. in der Hellersdorfer Straße als „Bimbo“ und „Neger“ beschimpft. Die deutsche Frau des Ghanaers titulierte D. als „Schlampe“ und „Verräterin an ihrer Nation“. Er riß M. die Kette vom Hals und steckte seinen Ring ein. Als sein Kumpel Thomas J. mit mehreren Hunden dazukam, sagte D., die Hunde seien „auf Neger abgerichtet“. Thomas J. räumte gestern doch noch ein, den Ghanaer anschließend geschlagen zu haben. Beide Angeklagten erklärten außerdem vor Gericht mehrfach, betrunken gewesen zu sein und sich nicht wirklich erinnern zu können.

Der geladene psychiatrische Gutachter erklärte, beide Angeklagten hätten möglicherweise lange mit den Folgen einer frühkindlichen Hirnschädigung zu kämpfen gehabt. Beide haben Heim- und Knastaufenthalte hinter sich. Vor allem D., der auf der Hilfsschule war, erweckte vor Gericht immer wieder den Eindruck, der Verhandlung intellektuell nicht wirklich folgen zu können. Bis kurz vor dem Prozeß war er offenbar davon ausgegangen, bei dem Angeklagten schwarzer Hautfarbe handle es sich um einen Albaner. Zu der Frage der politischen Motivation attestierte der Gutachter dem Angeklagten D., er sei durchaus „rechtsgerichtet“, allerdings dienten die Parolen möglicherweise vor allem als Legitimation für Aggression. Jeannette Goddar