China: Ölfelder nach Deichbruch überschwemmt

■ 20.000 Menschen wurden evakuiert. Tiger im Touristenpark am Songhua-Fluß sind bedroht

Peking (dpa) – Die schwerste Flutkatastrophe in China seit 44 Jahren weitet sich auf den Nordosten des Landes aus und gefährdet dort das größte Ölfeld der Volksrepublik bei Daqing in der Provinz Heilonjiang. Zunächst waren am Freitag mehrere kleinere Ölfelder durch die Wassermassen des Flusses Nen bedroht, der 150 Kilometer von dem Daqing-Ölfeld entfernt einen Deich durchbrochen hat. Im Ölfeld von Daqing produzieren 3.000 Arbeiter rund 150.000 Tonnen Öl am Tag. Ein Teil der Bohrungen wurde eingestellt.

Der Deich schützt die rund 240.000 Bewohner des Bezirks Dorbod. Nach Auskunft eines Mitarbeiters der örtlichen Ölindustrie haben die Behörden den Versuch, die Überflutung von Wohngebieten durch den Nen-Fluß zu blockieren, schnell aufgegeben. Es gebe nicht genug Leute und Material, um den Deichbruch zu reparieren. 20.000 Menschen hätten zwangsweise ihre Häuser verlassen müssen.

Am Fluß Songhua, ebenfalls im Nordosten, rüstete sich die Millionenstadt Harbin für zwei neue Flutwellen, die in den nächsten zehn Tagen erwartet wurden. Die Behörden verhängten eine 24stündige Ausgangssperre, um die Sicherheit an den Deichen Harbins zu gewährleisten. An den Uferbefestigungen von Nen und Songhua waren 200.000 Soldaten der Volksarmee und paramilitärische Einheiten zur Sicherung der Deiche im Einsatz. In der Stadt Qiqihar, einem Zentrum der Schwerindustrie in der Provinz Heilonjiang, überstieg der Pegel die Gefahrenmarke.

Die Flut am Songhua-Fluß bedroht auch etwa 52 Tiger in einem Touristenpark bei der Provinzhauptstadt Harbin. Laut telefonischer Auskunft der Parkverwaltung versuchen derzeit rund 500 Mitarbeiter, die drei Deiche zu verstärken, die den berühmten Tiger-Park schützen sollen. Sollte das Wasser noch 20 Zentimeter höher steigen, sollen möglichst viele der Tiere in ein 400 Kilometer entferntes Schutzgebiet gebracht werden.