Diepgen gegen Mahnmal

■ Berlins Regierungschef lehnt Entwurf und Standort für Holocaust-Mahnmal ab

Berlin (taz) – Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen (CDU), hat sich am Wochenende gegen den überarbeiteten Entwurf für ein Holocaust-Mahnmal ausgesprochen und auch dem geplanten Standort am Brandenburger Tor eine Absage erteilt. „Es hat sich gezeigt, daß an einem Ort ohne ausdrückliche geschichtliche Bezüge eine solche Erinnerungsstätte nicht wirklich verantwortungsbewußt gestaltet werden kann“, rückte Diepgen in einem Tagesspiegel-Interview von dem Standort ab, der bei den Mahnmal-Kolloquien im Februar 1997 festgelegt worden war.

Diepgen hält den überarbeiteten Entwurf des US-Architekten Peter Eisenman für „zu monumental und zu beliebig“. Eisenman hatte sein begehbares Labyrinth aus 4.000 Stelen auf 2.500 verringert. „Ein Bau dieses Mahnmals würde nicht auf meine Zustimmung stoßen“, sagte Diepgen. Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) unterstützte gestern Diepgens Position, indem er erklärte, ein Erinnern sei viel plastischer an Orten des tatsächlichen Geschehens möglich. Das Land Berlin ist gemeinsam mit dem Bund und einem privaten Förderkreis um die Journalistin Lea Rosh einer der drei Auslober. Mit der Positionierung des Regierenden Bürgermeisters eine Woche vor der Beratung des Berliner Senats über das Holocaust-Mahnmal spitzt sich nun die parteipolitische Auseinandersetzung zu. Der kulturpolitische Sprecher der SPD im Berliner Abgeordnetenhaus, Nikolaus Sander, warnte gestern davor, im Senat eine Kampfabstimmung über das Holocaust-Mahnmal durchzuführen. Dies sei dem sensiblen Thema nicht angemessen. Falls die SPD-Senatoren geschlossen dafür stimmen würden, ergäbe sich eine knappe Mehrheit von einer Stimme, da CDU-Kultursenator Peter Radunski nach Angaben seines Sprechers dafür stimmen wird. Wie Sander erklärte, ist allerdings auch in der SPD niemand von dem überarbeiteten Entwurf überzeugt. Das Urteil „akzeptabel“ sei das positivste was er bislang gehört habe, sagte Sander. Dorothee Winden

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