Gelobt sei das städtische Image

■ Heute findet in Kiel ein öffentliches Gelöbnis statt – mit rund 400 eigens aus Eckernförde herangefahrenen Rekruten

„Demonstrationen, Ausschreitungen oder gar militante Störaktionen würden das positive Image der Landeshauptstadt beschädigen“, warnte der Kreisvorstand der Kieler SPD vorsorglich alle, die Proteste gegen das öffentliche Gelöbnis der Bundeswehr planen, das heute auf dem Kieler Rathausplatz stattfinden soll. „Der Staatsbürger in Uniform kann auf unseren Respekt zählen“, heißt es weiter im vorauseilenden „Gelöbnis“ der SozialdemokratInnen.

Vorausgegangen war ein wochenlanger Streit, losgetreten von den Ratsfraktionen der CDU und der Stadt-Union Kiel. Sie verlangten von Oberbürgermeister Norbert Gansel (SPD), die Stadt möge sich beim Verteidigungsministerium um ein Gelöbnis bewerben. Zwar gibt es in Kiel gar keine Rekruten; die müssen erst aus dem nahen Eckernförde herangekarrt werden. Aber die Stadt kämpft beharrlich um ihren Erhalt als Marinestandort, wofür ein Schulterschluß mit der Hardthöhe als geeignete Werbemaßnahme erscheint. Also fügte sich Reserveoffizier Gansel. Die SPD unterstützte die Opposition bei ihrem Begehren, ein öffentliches Gelöbnis nach Kiel zu holen.

Nicht nur Gansel, sondern auch sein verlängerter Arm in der Ratsfraktion, Jürgen Fenske, ist eifrig um das Militär bemüht. Bei Antrittsbesuchen lobte er die „wirtschaftliche Bedeutung des Marinearsenals für die Region Kiel“ und stellte klar, daß seine Fraktion alle „Möglichkeiten nutzen will, dessen Auslastung zu gewährleisten“.

Die Gegner der Bundeswehr-Veranstaltung organisierten sich im Bündnis „GelöbNIX“. Mit „militärischen Weihe-“ und „pseudoreligiöden Kulthandlungen“ stelle sich die Armee in die Tradition des preußischen Militarismus und damit auch der Nazi-Wehrmacht, argumentieren sie. Auch der Landesverband der Grünen lehnt die Veranstaltung ab. So verlangte die Bundestagsabgeordnete Angelika Beer, daß „Gelöbnisse – wenn überhaupt – in die Kasernen gehören“ und verurteilte „die Instrumentalisierung der Rekruten für Volker Rühes Wahlkampf“. Jörg Meyer

GelöbNIX-Gegenkundgebung, 14 Uhr, Asmus-Bremer-Platz; Teilnahme am Öffentlichen Gelöbnis mit gewaltfreien Störaktionen, 16 Uhr, Rathausplatz.