HB wird zu B wird zu HB

■ Verwickelt im Schilderstreit: Wer wird denn gleich in die Luft gehen?

BHV. Streit droht auszubrechen wegen des Autokennzeichen-Vorschlags von Bremerhavens Oberbürgermeister Manfred Richter (FDP) – er forderte ein eigenes Autokennzeichen (BHV) für die Seestadt. Nun reagierte der Fraktionsvorsitzende der CDU-Stadtverordnetenversammlung Paul Bödeker – und zwar pikiert. Er erinnerte an das historische Datum vom 28. April 1988 – denn damals wurde das letzte Mal über den Vorschlag eines eigenen Kennzeichens abgestimmt. Der Witz: den Antrag stellte damals die CDU. Abgelehnt wurde er mit den Stimmen der SPD, der Grünen und – der damals noch im Parlament vertretenen Partei von Oberbürgermeister Manfred Richter, der FDP. Nun fordert CDUler Bödeker das einzig richtige: eine „öffentliche Diskussion“ bei einer „breiten Beteiligung der Bremerhavener Bürger“ über das Problem mit dem Nummernschild. Die Polis soll den Daumen für BHV nach oben oder unten halten.

Zeitgleich wurde gestern Richters Vorschlag in Bremen begrüßt. „Warum nicht über Bremerhaven nachdenken, wenn man auf der Autobahn die Nummernschilder gedanklich zuordnet“, fragt die Bezirksvorsitzende der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft, Brigitte Dreyer, affirmativ. „Das kann eine Stadt in das Bewußtsein der AutofahreInnen rücken.“

Zugleich sprach sich Dreyer auch für die Neuordnung der Nummernschilder für Bremen-Stadt aus. Die angemessene Buchstaben-Kombination für die Stadt-Hanseaten hat sie auch schon gefunden: sie plädiert für die knappe wie ebenfalls schlichte Kreation: „B“. Kleines Broblem: „B“ steht auch für „besetzt“. Bech für Bremen. Doch Dreyer weiß Rat: Da inzwischen Berlin die Hauptstadt sei, stünde es den Spree-AthenerInnen ohnehin viel besser zu Gesicht, das „HB“ der Weser-HanseatInnen zu übernehmen – eben für Hauptstadt Berlin. Dann würde auch das B frei, das dann übernommen werden könnte. In der B-Note bekommt Dreyer für ihren Vorschlag einen Pluspunkt. Allerdings wissen die aufmerksamen LeserInnen, daß die Anzahl der Buchstaben proportional zu den Einwohnern des Landstriches pro Quadratmeter korrelieren – je mehr Buchstaben, desto weniger Einwohner, desto mehr Fuchsschwänze pro 100 Autos. Das B für Bremen ist also nicht ganz angemessen. Außerdem darf angenommen werden, daß die BremerInnen nicht kampflos auf ihren Bürgers-Titel „HanseatIn“ verzichten werden.

Oberbürgermeister Richter übrigens zeigt sich flexibel, was die Ausgestaltung des Schildes anbelangt. Hauptsache: Bremerhaven hat ein eigenes. BHV sei zwar zu bevorzugen, da sich die Abkürzung schon eingebürgert habe und auch der Regelung für Wilhelmshaven (WHV) entspräche. Aber zur allergrößten Not will er sich „im Interesse der Sache“ auch mit Kürzeln wie BRE, BRH oder BV anfreunden. Abgelehnt werden von ihm dagegen Auslaufmodelle: Im Zug der Gebietsreform werden derzeit im Kreis Bruchsal und Bremervörde die Kürzel BR und BRV abgeschafft. „Doch die“, so läßt Richter verlauten, „kämen erst in Frage, wenn die letzten Fahrzeuge mit den alten Nummernschildern aus dem Verkehr gezogen sind.“ So lange könnten wir doch noch warten, oder? cd