Gefühle verletzt

■ betr.: „Es ist eine niederträchtige Gemeinheit“ (Interview mit Gün ther Beckstein, CSU), taz vom 6. 8. 98

[...] Fast unerträglich wird's, wenn so ein Partei-Christ, der sich seiner Gefühllosigkeit gegenüber Schwächeren rühmt, seine Gefühle verletzt sieht, weil der politische Gegner ebendiese Scheinheiligkeit öffentich beim Namen nennt.

Aber so sind sie wohl alle, die „starken“ Männer, die sich die ganze Woche über die Hände schmutzig machen und dann am Sonntag in der Kirche vor Selbstgerechtigkeit triefend den Segen des Allmächtigen für ihr menschenverachtendees Tun erbitten. Zumindest in diesem Punkt gibt's zwischen dem amtierenden bayerischen Innenminister Beckstein und dem ehemaligen chilenischen Diktator Pinochet keinen Unterschied. Uwe Tünnermann, Lemgo

Das Plakat der Grünen ist keinesfalls „eine niederträchtige Gemeinheit“, sondern faßt das alltägliche Handeln des Herrn Beckstein zusammen, zum Beispiel die alltägliche Abschiebung von Togolesen in die Folterlager von Diktator Eyadéma, wobei diese Menschen keinesfalls „mit Hilfe einer kriminellen Schleuserorganisation nach Deutschland“ kamen, sondern ganz legal hier um Schutz gebeten haben, und deren einziges Verbrechen darin liegt, gegen die Diktatur Eyadémas und dessen 32 Jahre andauernde Menschenrechtsverletzungen in ihrem Lande zu kämpfen.

Die „niederträchtige Gemeinheit“ liegt vielmehr darin, daß Herr Beckstein seine uneingeschränkte Solidarität mit General Eyadéma öffentlich zeigt, indem er unzählige Togolesen gerade jetzt (Wahlkampf in Deutschland) abschiebt, nachdem die EU die betrügerische „Wahl“ Eyadémas nicht anerkannt hat, das Hohe Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) sich „zum derzeitigen Zeitpunkt generell gegen Abschiebungen nach Togo“ ausspricht und selbst das Auswärtige Amt empfiehlt, „von Abschiebungsmaßnahmen abzusehen“. Es darf daran erinnert werden, daß am 29. Juni 1998 eine geplante Abschiebung von togoischen Flüchtlingen per Charterflug abgesetzt wurde, weil laut Bundesgrenzschutz „die Sicherheit der begleitenden Beamten nicht gewährleistet sei“. Was für deutsche Grenzschützer zu gefährlich ist, ist jedoch für Togolesen, die seit Jahren im Visier von Eyadéma sind, weil sie den guten Namen Togos und seines Diktators in Deutschland „beschmutzen“, wohl kein Problem. Einen größeren Hohn gibt es wohl nicht. Abdou-Raouf Alassani, UFC

Deutschland, Kommission für

Öffentlichkeitsarbeit, Dachau