Maiers Rolle rückwärts

■ Steb will Bauprojekt nicht an sich ziehen

Seit Jahren kämpft die GAL dafür, Macht aus dem Senat an die Bezirke abzugeben. Nach den Wahlen beschloß sie sogar eine Reform zusammen mit der CDU – gegen den Willen der SPD. Umso verwunderlicher schien die erklärte Absicht des GAL-Stadtentwicklungssenators Willfried Maier – ein vehementer Verfechter der Dezentralisierung – ein kleines Bauprojekt im Blankeneser Treppenviertel an sich zu ziehen.

Obwohl der Bezirk sein Okay für den Neubau am Baurs Weg 2 gegeben hatte, wollte Maier einen Bebauungsplan aufstellen lassen, um das Vorhaben zu verhindern. Bei seinen Kollegen aber stieß der Chef der Stadtentwicklungsbehörde (Steb) damit auf wenig Gegenliebe. Der Senat habe sich gestern mit dem Thema befaßt und die Entscheidung an den Bezirk zurückgegeben, bestätigte die Staatliche Pressestelle.

Pikant ist der Interessenskonflikt deshalb, weil GALier Martin Schmidt, der im Treppenviertel wohnt, direkt bei Maier interveniert haben soll. Er ist gegen die neuen Gebäude am Baurs Weg. Seine Lebensgefährtin, die grüne Ex-Bürgerschaftsabgeordnete Sabine Boehlich, organisierte überdies eine Unterschriftenliste gegen das Bauprojekt. Sie wollen eine weitere Verdichtung im Viertel verhindern. Vor allem solle der „öffentliche Blick“ auf die Elbe nicht weiter verbaut werden.

Doch die Architekten Ulrich Zeiger und Angelika Wacker hatten sich frühzeitig bemüht, das öffentliche Interesse und die AnwohnerInnen in ihre Pläne einzubeziehen. Gekauft haben sie das Grundstück, weil dort ein Rechtsanspruch auf eine maßvolle Bebauung besteht. Der kann nur durch einen Bebauungsplan gekippt werden.

Während einer der beiden geplanten Neubauten unstrittig ist, soll der zweite direkt am Fußweg stehen – von hier aus kann man im Winter, wenn die Bäume laubfrei sind, die Elbe und den Hang sehen. Als Kompromiß waren die beiden Architekten bereit, ein nur einstöckiges Atriumhaus in den Hang zu bauen. Doch auch das lehnen Schmidt & Co ab.

Nun ist wieder der Bezirk am Zuge. Silke Mertins