Non-stop-Gleisbau am Hauptbahnhof

■ Am Wochenende wird vor dem Bahnhof rund um die Uhr gebaut / Die Straßenbahner müssen sich neue Wege suchen / BSAG-O-Ton: „Superpowerbaustelle von 100 Stunden Dauer“

Ab Donnerstag geht für die BenutzerInnen der Straßenbahnen am Hauptbahnhof fast gar nichts mehr. Pünktlich um 0.35 Uhr wird an der Kreuzung vor dem leerstehenden Postamt 5 der Strom für die Oberleitungen abgeschaltet. Das ist der Auftakt für ein Hundert-Stunden-Programm, in dem bis Sonntag Straßenbahngleise neu verlegt und folglich zahllose Bahn- und Buslinien (siehe Kasten) umgeleitet werden. „In diesen vier Tagen und Nächten müssen wir gewaltig ranklotzen“, sagt Georg Drechsler, Technischer Vorstand der Bremer Straßenbahn AG und Geschäftsführer der BSAG-Tochter „Consult Team Bremen“ (CTB), die für die Baustelle verantwortlich ist.

Ranklotzen müssen etwa 150 Gleis- und StraßenbauerInnen, ElektrikerInnen und andere HandwerkerInnen. Im Drei-Schicht-Betrieb schneiden sie alte Gleise im Bereich vor den ehemaligen Würstchenbuden durch und entfernen sie, gießen mit Schnellbinder versetzten Beton in die Lücken und verlegen schon wenige Stunden später die neuen Gleise. Schon am Montag soll der reguläre Straßenbahnbetrieb wieder aufgenommen werden. „Noch schneller ist so etwas nicht zu machen“, so Drechsler, dessen CTB auch den Bau der Linie 4 geplant und deren kalkulierte Bauzeit um ein Jahr unterschritten hatte.

Das Wochenendprogramm ist ein wichtiger, aber nur kleiner Teil der gesamten Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes. Bis Mai 1999 werden für 61 Millionen Mark neben den Gleisen auch der ZOB verlegt und in eine Grünfläche umgewandelt sowie der Breitenweg und die Bahnhofsstraße neu gestaltet. Dazu gehört außerdem ein etwa 80 Meter langes Bauwerk für Würstchenbuden und Kartenverkaufsstellen, dessen Mittelstück, ein dreigeschossiges Gebäude in Form eines Schiffsschornsteins, auf dem Bahnhofsplatz schon zu erkennen ist. Finanziert wird das Ganze vor allem aus dem Investitionssonderprogramm (ISP), mit dem eigentlich Bremens Steuerkraft gestärkt werden soll. Hinzu kommen weitere 25 Millionen Mark aus ISP-Mitteln, mit denen sich die Stadt am Umbau des Bremer Hauptbahnhofs beteiligt.

Bislang ist das neue Gesicht des Bahnhofsplatzes nur auf den Bauplänen richtig zu erkennen. Jeder einzelne Baum hat da schon seinen festen Platz. Nur zwischen der neuen sechsspurigen Haltestellenanlage und dem Breitenweg fallen zwei helle Flächen auf. „Investorengebäude“ heißen sie. Nach viel Gerangel um den Grundstückspreis und die Nutzungszusagen durch die Stadt hatte der Senat diese Flächen neu ausgeschrieben. „Es gibt jetzt eine ganze Reihe von Interessenten“, sagte Bausenator Bernt Schulte (CDU) gestern. „Aber ich bin heilfroh, daß beide Großbaustellen nicht parallel laufen.“ ck