Zukunft des BKA wieder völlig ungewiß

■ BKA-Zelt ohne Standort: Für den Senat kommt eine Zwischennutzung des Schloßplatzes nicht in Frage. Bezirksamt Kreuzberg lehnt den Standort am Blücherplatz wegen Lärmbelästigung ab. Kulturverwaltung su

Die Zukunft der Berliner Kabarett-Anstalt (BKA) hängt am seidenen Faden. Fünf Wochen vor dem Start der Spielsaison am 25. September ist der Standort des Zeltes völlig ungeklärt. Für eine einjährige Zwischennutzung des Schloßplatzes gibt es im Senat keine Mehrheit, erklärte gestern Kultursenator Peter Radunski (CDU) nach der Senatssitzung.

Zur gleichen Zeit beschloß das Bezirksamt Kreuzberg einstimmig, daß die Grünfläche am Blücherplatz nahe der Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) als Standort nicht in Frage kommt. Als Hauptgrund nannte Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) die zu erwartende Lärmbelästigung für die Anwohner. Außerdem werde die Grünfläche intensiv genutzt und es hätten einige Bäume gefällt werden müssen.

Der Sprecher der Kulturverwaltung, Axel Wallrabenstein, erklärte, es werde jetzt nach einem Alternativ-Standort für das BKA gesucht, „auch wenn die Senatsverwaltung dafür gar nicht zuständig ist.“ Über mögliche Standorte wollte er sich gestern nicht äußern. Bürgermeister Schulz hat ein Areal nördlich des Potsdamer Güterbahnhofs am Schöneberger Ufer 5–9 ins Gespräch gebracht, bei dem allerdings eine Reihe von Problemen zu klären wären. Wegen der Komplikationen beim Bau des Bahntunnels läßt sich schwer abschätzen, wann das Gelände verfügbar ist. Zudem müßte die Bahn AG als Eigentümer für das Vorhaben gewonnen werden. Eine Zwischenlösung für das BKA wäre unumgänglich. Radunski, der sich im Senat positiv über die kulturelle Arbeit des BKA geäußert hatte, hielt gestern einen Umzug des BKA auf das Gleisdreieck für denkbar, allerdings erst „in drei bis fünf Jahren“.

BKA-Sprecherin Franziska Keßler erklärte: „Entweder ist der Kultursenator in der Lage, dem BKA einen Standort in der Stadtmitte zur Verfügung zu stellen, oder wir müssen sehen, wie wir ohne die Unterstützung des Senats zurechtkommen.“ Den Schloßplatz könnte das BKA zwar nutzen, weil der PDS-Kulturstadtrat von Mitte, Thomas Flierl, eine einjährige Sondererlaubnis erteilt hatte.

Doch dann wäre Kultursenator Radunski nicht bereit, für den Umzug des Zeltes 300.000 Mark zur Verfügung zu stellen. Die Summe war dem BKA, das am 23. April vor dem Kulturforum geräumt wurde, in Aussicht gestellt worden. Auf das Geld ist das BKA nach eigenen Angaben angewiesen. 800.000 Mark wird der Neuanfang kosten, davon stammen 500.000 Mark von Sponsoren und Brauereikrediten, so BKA-Leiter Jürgen Müller. Die Sponsoren zögerten allerdings, ein Projekt zu unterstützen, das nicht die Rückendeckung des Senats habe.

Müller will jetzt Kulturschaffende an einen Tisch bringen, um Solidarität für das BKA zu mobilisieren und zieht auch ein Volksbegehren für Neuwahlen in Betracht. Dafür wären allerdings 50.000 Unterschriften erforderlich. Dorothee Winden