Pressestimmen

Das war keine Mea-culpa-Rede. Es war ein Clinton, wie ihn das Land schon früher gesehen hat, wenn er mit politischen Krisen umzugehen hatte; ein Clinton, so trotzig wie zerknirscht. Seelisch entblößt, bittet er das Land, in der erbitterten politischen Schlacht, die Washington in den letzten sieben Monaten erschüttert hat, für ihn Partei zu ergreifen. In diesem Sinne steht der Ton seiner Rede für eines der größten Wagnisse seiner Präsidentschaft. Die Präsidentenberater hoffen, daß die Rede den Anfang vom Ende der Forschungen des Sonderermittlers Kenneth Starr bedeutet. Aber gerade mit der scharfen Kritik an den aufdringlichen Ermittlungen Starrs könnte Clinton garantiert haben, daß es in diesem Krieg keinen einfachen Waffenstillstand geben kann.Washington Post

Präsident Clintons fünfminütige Ansprache an die Nation letzte Nacht hätte ein richtiger Tadel an eine Nation sein können, die wie besessen in seinem Privatleben wühlt – wenn sie im Januar gehalten worden wäre. Statt dessen grenzte sie an Beschimpfung. Nach dem, was nun jeder als sieben Monate des Mauerns, Lügens und Vertuschens erkennen sollte, kam diese Rede als wenig mehr daher denn als Versuch Clintons, seine Haut zu retten.USA Today

Bill Clinton hat seine Frau betrogen – nicht die Vereinigten Staaten von Amerika. Ich weiß, daß manche widersprechen. Sie sagen, nicht der Ehebruch sei eine unverzeihliche Sünde, sondern seine Leugnung, als er unter Eid von den Anwälten der Paula Jones vernommen wurde. Ich halte das für falsch. Präsidenten haben uns schon über viele Dinge belogen: Lyndon B. Johnson belog uns über Vietnam, Ronald Reagan täuschte uns in der Iran-Contra-Affäre. Und Bill Clinton log, als er sagte, er „hatte kein sexuelles Verhältnis“ mit Lewinsky. Im Kontext aller präsidialen Lügen kommt diese wirklich nicht an das Niveau, das ein Amtsenthebungsverfahren rechtfertigen würde.

Es ist ein trauriger Tag für Amerika, wenn ein Präsident zugibt, im Weißen Haus mit einer Frau Sex gehabt zu haben, die nicht seine Ehefrau ist. Es wäre ein noch traurigerer Moment in der Geschichte der Nation, wenn der Kongreß ihn dafür mit Amtsenthebung bestrafen würde – dem politischen Äquivalent zur Todesstrafe.DeWayne Wickham, USA Today

Zusammengenommen werden die Entscheidungen Clintons und Starrs, bis zum Ende zu kämpfen, die Arbeitsweise der Regierung verändern. Bis jetzt wurde weithin angenommen, daß Regierungsmitglieder — der Präsident, das Kabinett, Angehörige des Kongresses — von Regierungsanwälten Rat einholen können, ohne sich darum zu sorgen, daß diese Gespräche publik werden könnten. Es ist jetzt klar, daß dieses und andere präsidiale Privilegien keine Gesetzeskraft hatten; sie hingen zum großen Teil vom Willen der Feinde und Kritiker des Präsidenten ab, sie nicht in Frage zu stellen. Indem sie so viele Vorrechte ausreizten, haben Starr und Clinton gute Beratung für Präsidenten viel schwieriger gemacht.

Also werden Führer zwei andere Dinge versuchen, beide davon schlecht: Sie werden unabhängige und vermutlich unkontrollierbare Schattenkabinette außerhalb der Regierung bilden, zu denen sie für sensible Beratungen gehen können oder, schlimmer, einzig ihre eigenen Rechtsberater behalten.Time