Rechtschreibender Norden

■ Initiative „Wir gegen die Rechtschreibreform“ kritisiert Formulierungen auf dem Stimmzettel zum Volksentscheid

Mit einer einmaligen Aktion will der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (sh:z), mit einer Auflage von 165.000 Exemplaren größter Tageszeitungsverlag im Norden, zur Meinungsbildung über die Rechtschreibreform beitragen. In Zusammenarbeit mit der Mannheimer Duden-Redaktion, so teilte der Verlag gestern mit, werden heute die überregionalen Seiten in der neuen, die Lokalteile der 13 sh:z-Titel in der bisherigen Rechtschreibung gedruckt. Damit soll den BürgerInnen „die Möglichkeit gegeben werden, sich ein eigenes Urteil über das tatsächliche Ausmaß“ der Rechtschreibreform zu bilden.

Die steht am 27. September zur Disposition, dann werden, zeitgleich mit der Bundestagswahl, die Schleswig-Holsteiner entscheiden. Doch der Stimmzettel zum Volksentscheid ist für die Initiative „Wir gegen die Rechtschreibreform“ zwar „rechtlich korrekt“, aber verwirrend formuliert. Der im Parlament von der rot-grünen Regierung durchgesetzte Gegenvorschlag sei „ziemlich offen in der Absicht, für Unklarheit bei der Bevölkerung zu sorgen“, abgefaßt worden, kritisierte gestern Initiativen-Sprecher Matthias Dräger.

Tatsächlich stehen auf dem Stimmzettel drei Punkte alternativ zur Abstimmung: Im ersten ist der Gesetzesvorschlag der Reformgeg-ner enthalten. Im zweiten Feld folgt eine fast gleichlautende Formulierung des Landtages, die allerdings eine Zustimmung zur Reform bedeutet, und im dritten Feld kann eine Ablehnung beider Vorschläge angekreuzt werden, die aber tatsächlich ebenfalls einer Reformzustimmung entspricht. Die Initiative will nun mit einer landesweiten Faltblatt- und Plakatkampagne für Klarheit sorgen.

Die Reformgegner müssen mindestens 50 Prozent Zustimmungen erhalten. Und: Erst wenn 25 Prozent aller Wahlberechtigten – das sind etwa 530.000 Stimmen – zusammengekommen sind, ist die Ablehnung perfekt. lno