Treuloser Engel vor Gericht

■ Immobilien, Provisionen und „schwarze Kassen“: Ehemaliger HSV-Schatzmeister muß sich ab Oktober vor Gericht verantworten

Der Hamburger SV wird noch im Herbst mit seiner jüngsten, treulosen Vergangenheit konfrontiert. Dann nämlich muß sich der ehemalige Schatzmeister des Fußball-Bundesligisten, Jürgen Engel, vor Gericht verantworten. Am 28. Oktober wird vor dem Amtsgericht Hamburg-Mitte der Prozeß gegen den 62jährigen Hotelier und Geschäftsmann wegen Untreue eröffnet. Dem Freund des früheren HSV-Vorsitzenden Uwe Seeler wird vorgeworfen, beim Erwerb von drei Ost-Immobilien für den Verein im Gesamtwert von 19,2 Millionen Mark eine Provision von 993.830 Mark vereinnahmt zu haben. Engel war nach Bekanntwerden der Vorwürfe am 30. Mai vergangenen Jahres als Vorstandsmitglied des HSV zurückgetreten. Auch der 2. Vorsitzende Volker Lange legte sein Amt nieder.

Durch die Provisionszahlungen hat sich die Kaufsumme für den Verein um rund eine Million Mark erhöht. Der HSV fordert nunmehr das Geld von Engel zurück. Der Ex-Schatzmeister hat sich in der Öffentlichkeit zu den Vorwürfen nie geäußert. Ob er sich selbst bereicherte oder mit dem Geld eine „schwarze Kasse“ für den HSV einrichten wollte, ist unklar.

Seeler beteuerte stets, von der Provision nichts gewußt zu haben. Ob er und die anderen ehemaligen Vorstandsmitglieder als Zeugen geladen werden, ist noch ungewiß. Die Staatsanwaltschaft geht bislang von einem Alleingang Engels aus. Der ehemalige Schatzmeister habe zunächst eine Entscheidung über den Erwerb der drei Immobilien für den HSV herbeigeführt und beim Abschluß der notariellen Kaufverträge den HSV vertreten, ohne dabei die zugunsten seiner Person getroffene Provisionsvereinbarung zu offenbaren.

Mittlerweile besitzt der HSV die drei Immobilien nicht mehr. Die Objekte in Greifswald, Stralsund und Plau am See wurden im Juni vergangenen Jahres verlustfrei verkauft. Das als Steuersparmodell gedachte Geschäft hatte zwischenzeitlich die Gemeinnützigkeit des Vereins gefährdet. dpa