„Liebe Heimatvertriebene!“

Die Christdemokraten auf Stimmenfang: Ein Kongreß der Aussiedler im CCH  ■ Von Elke Spanner

Endlich! Erleichtert blickt Dietrich Hoth von der Bühne herab in die Runde. Endlich können die Anwesenden aufatmen. Hier, in Hamburg, fern der Wolga. „Das erste Mal frei und in einem demokratischen System“. Und bei der CDU. Die richtete im Hamburger Kongreßzentrum CCH einen eintägigen Kongreß aus, für die „lieben Landsleute, lieben Aussiedler, lieben Heimatvertriebenen“, die der Hamburger CDU-Aussiedlerbeauftragte Hoth gestern begrüßte.

Nach „all den Jahren der Unterdrückung und Entbehrung“ sind die rund 300 Versammelten „nun in ihrer Heimat“, freut sich Hoth. Dank der CDU, die „ohne wenn und aber auf der Seite der deutschstämmigen Aussiedler steht“. Und bei der Bundestagswahl Ende September gerne deren Kreuzchen auf dem Stimmzettel bekommen will, wie die christlichen Demokraten nicht müde werden zu betonen.

Sogar der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung ist angereist, Horst Waffenschmidt, den Hoth sichtlich bewegt als „Vater der Aussiedler“ empfängt. Das Durchschnittsalter von dessen im CCH versammelten Kindern liegt weit jenseits der 65. Viele von ihnen haben „die qualvollen Jahre in den GUS-Staaten nur im festen Glauben an das Christentum überstanden“, weiß Waffenschmidt. Deshalb startet der Kongreß mit dem Verlesen eines Psalms.

Beendet wird er von einer Kindertanzgruppe. Denn „die vielen Kinder“, die die Aussiedler mitbringen, sind „doch der Schatz für die Zukunft, dafür müssen wir doch dankbar sein!“ appelliert Waffenschmidt und gibt eine Episode zum besten. Erleichtert habe ihm neulich ein Aussiedler erzählt, daß von ihm jetzt „alle da sind“. Was das denn heiße, habe Waffenschmidt ihn daraufhin gefragt und zur Antwort bekommen: „Alle elf Kinder und 44 Enkelkinder“. Anerkennendes Raunen im Saal.

„Denjenigen, die sich zum deutschen Volkstum bekennen, muß auch weiterhin die Einreise in Deutschland erlaubt sein“, findet Hoth. Und dafür stehe die CDU, allen voran Kanzler Helmut Kohl, der von großen Plakaten links und rechts der Bühne herunterlächelt. Also bloß nicht eine andere Partei wählen, warnt Hoth. Damit „kein Einwanderungsgesetz kommt, sondern das Bundesvertriebenengesetz erhalten bleibt“.

Auch den Hamburger CDU-Vorsitzenden Dirk Fischer läßt dieser Gedanke erschaudern. Da gibt es doch Stimmen, die „Aussiedler und Ausländer gleichsetzen“, empört er sich, beruhigt das Publikum aber umgehend: „Solche Stimmen haben in unserer Partei natürlich keine Chance.“ Und ein Einwanderungsgesetz schon gar nicht, ergänzt Waffenschmidt, denn das würde die Aussiedler mit Asylbewerbern und Bürgerkriegsflüchtlingen zusammenpacken.

„Dabei sind Sie ja hier, weil Sie Deutsche sind und sich zu Ihrer deutschen Herkunft und Kultur bekennen“, erinnert er die Anwesenden. Und gerade deswegen so schwer haben leiden müssen: „Sie, die letzten Kriegsopfer, die sogar an der Wolga und in der Südukraine noch für die Schäden arbeiten mußten, die die Hitlerarmee angerichtet hat.“