„Liebe taz...“ Jagd auf Abass freigegeben –betr.: „Polizei macht Jagd auf Abass“, taz-Bremen vom 7.8.1998

Nachdem der Innensenator zur Jagd auf den togoischen Asylbewerber Abass geblasen hat, hat die Projektgruppe der Schule Kornstraße „Ibrahim soll bleiben – Abass auch“ den vom Senat verliehenen Preis „Dem Haß keine Chance“ zurückgegeben. Entweder weiß im Senat die Linke nicht was die Rechte tut oder sie ist sich nicht darüber im klaren, welche Auswirkungen solche Widersprüche auf die politische Bildung von Jugendlichen haben. Daß Schüler sich von der Politik „verarscht“ fühlen, wie der Spiegel sie zitiert, kann man sicherlich nachempfinden.

Aber vielleicht muß man nur die neue Richtung politischer Bildung erkennen. Ich, Lehrer für Politik und Wirtschaft, wollte eigentlich im kommenden Schuljahr einen Beitrag meiner Schüler initiieren zum Thema Einbürgerung, Staatsbürgerrecht und Wahlverhalten ausländischer Jugendlicher. Das erscheint mir angesichts der bremischen wie der bayerischen Abschiebepolitik aber nicht mehr „trendy“. Zeitgemäß wäre vielleicht die Einrichtung eines Prangerbrettes in der Pausenhalle. Eine solche Initiative könnte an den Schulen doch erheblich zur Inneren Sicherheit beitragen, die bestehenden Probleme konkret vor Ort veranschaulichen. Wenn ich mir die Politik des Innensenators anschaue, bin ich sicher, daß das Schülerpotential für solche Gruppen zunehmen wird. Schließlich geht es laut Schulgesetz darum, „zum Verständnis für Zuwanderer ... in unserer Gesellschaft und für die Notwendigkeit friedlichen Zusammenlebens zu erziehen“ (§5, 2.9) – es kommt halt nur auf das „richtige“ Verständnis an.

Zu dem Senatspreis, dem „Haß keine Chance“, fällt mir in diesem Kontext nur noch das Wort von Schnitzler ein: „Wenn der Haß feige wird, geht er maskiert in Gesellschaft und nennt sich Gerechtigkeit.“

Hans-Wolfram Stein