Unterm Strich

Fast zur gleichen Zeit, zu der die Internationale der kulturellen Linken im Willy-Brandt-Haus auf Gerhard Schröder eingeschworen werden soll, äußert sich auch die Brandt-Witwe Brigitte Seebacher-Brandt zu kulturpolitischen Fragen. Die Direktorin für Kultur und Gesellschaft bei der Deutschen Bank hat vor einer Amerikanisierung der Kulturförderung in Deutschland gewarnt. Im Deutschlandradio Berlin sagte sie, privates Kultursponsoring sei ausschließlich eine Ergänzung der öffentlichen Hand. „Wir ersetzen sie nicht und wollen das auch nicht tun. Sie können einem Dirigenten nicht ein Hemd anziehen, auf dem Deutsche Bank steht.“ Ein Unternehmen habe keinen unmittelbaren Nutzen davon.

Noch mehr Meinung zur allgemeinen Kulturkonjunktur: Vor zu viel „Wahlkampfgetue“ um die Kultur hat der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Prof. August Everding, gewarnt. „Gewonnen hat die Kultur bisher nie, wenn sie zum Zankapfel eines Wahlkampfes geworden ist“, sagte Everding. So habe der Bühnenverein stets versucht, die Finanzierung von Theatern und Orchestern aus kommunalen Wahlkämpfen herauszuhalten. „Die Künste sind auf Unterstützung aller demokratischen Parteien angewiesen“, betonte Everding. Gerade in diesen, für die Kultur schwierigen Zeiten, sei ein parteiübergreifender Konsens wichtiger als ein Streit über die richtige Kulturpolitik.