Tostedt „altbewährt“

■ Akzeptierende Sozialarbeit mit rechten Jugendlichen wird von Skins boykottiert

Die „akzeptierende Sozialarbeit“ mit rechten Jugendlichen wird nicht mehr akzeptiert – und zwar von den Neonazis selbst. Die Skinheads in Tostedt in der Nordheide kündigten der „Reso-Fabrik“ die Zusammenarbeit auf. Künftig, so stellten sie in Aussicht, wollen sie „wieder mit altbewährten Mitteln“ ihre „Interessen in die Gesellschaft einbringen“.

Seit drei Jahren betreut das Streetworkerprojekt Reso-Fabrik rechtsextreme Jugendliche in Tostedt. Ihr Ansatz ist es, die Jungen nicht ideologisch zu bearbeiten, um überhaupt Einfluß auf sie nehmen zu können. Kritik an ihrer Arbeit sind die drei MitarbeiterInnen gewohnt. Insbesondere dem früheren Sozialarbeiter und jetzigen Geschäftsführer Bernd Rutkowski war immer wieder vorgeworfen worden, er sei zum distanzlosen Kumpel seiner Schützlinge geworden. Unter seinen Augen würden Neonazi-Kader der Tostedter Szene Jugendliche mit rechtem Gedankengut indoktrinieren.

Daß dieser Vorwurf offenbar nicht aus der Luft gegriffen war, scheinen die Skins mit ihrer Reaktion nun zu bestätigen. Die Reso-Fabrik nämlich will künftig die Einflußnahme älterer Neonazis auf noch ungefestigtere Jugendliche eindämmen. Künftig wolle er sich auf die Arbeit mit 14- bis 20jährigen konzentrieren, hatte der jetzige Projektleiter Harald Fröhlich Anfang des Sommers angekündigt – und damit prompt die ältere rechte Klientel verprellt. Fröhlich habe die Zusammenarbeit und damit das gesamte Projekt einschlafen lassen, werfen ihm die Skinheads nun vor.

Auch schon vor dieser Erklärung hatten die Tostedter Rechtsextremen durch „altbewährte Taten“ ihre „Interessen in die Gesellschaft“ eingebracht: Im Juni 1996 überfielen sie zum Beispiel ein alternatives Jugendzentrum und schlugen einen jungen Polen krankenhausreif. Diesen April wurde die Mitarbeiterin eines Menschenrechtsvereins von Tostedter Skins schwer verletzt. Nadia Berr