Durchs fiese Dröhnland
: Punkrock-Manie

■ Die besten und überflüssigsten Konzerte der kommenden Woche

Garage Punk im Freien? Das geht doch nicht, da müßten ja alle Schwarzlederträger weg von ihrem Stammtresen. „Motormania 98“ versucht es, ein Open-air zu sein mit Musik, die eigentlich zwingend einen Kleinstklub vorsieht, der so verraucht ist, daß man bestenfalls zwei Meter weit sehen kann. Selbst im sonst so fröhlichen Rheinland versteht man in solchen Dingen keinen Spaß. Diesen Eindruck kann man jedenfalls gewinnen, wenn man die Cellophane Suckers zum ersten Mal hört. Wo andere auf ihren Platten fordern, laut aufzudrehen, warnen die Suckers plakativ vor „Punk Rock!“ Und so hört es sich dann auch an, versprochen ist versprochen. Gilt natürlich auch für die anderen Beteiligten: Beat Bomb, Backseat Bastards, Poptarts, Shake Appeal und Superfan.

22.8., Insel, ab 20 Uhr, Alt- Treptow 6, Treptow

Auf ewig wird es das Schicksal von Tito & Tarantula sein, für eine Retortenband gehalten zu werden. In „From Dusk Till Dawn“, dem gemeinsamen Machwerk von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez, spielten sie als Hausband der Bikerkneipe Titty Twister auf gehäuteten Körpern Mariachi. Rodriguez engagierte sie außerdem für den Soundtrack seines „Desperado“ und koproduzierte sogar ihre Debütplatte „Tarantism“. Seitdem kriegen sie das Image von der trashigen Kopfgeburt zweier Off-Hollywood-Größen nicht mehr richtig los. Erst mal hat das aber nicht geschadet, die Single „After Dark“ bekam prompt fleißigen Einsatz bei den einschlägigen Musiksendern, und die Band füllte auf Anhieb die mittelgroßen Venues. Was ja auch eigentlich egal wäre, wenn „Tarantism“ – mal abgesehen von „After Dark“ – nicht eine ziemlich langweilige Platte voller altmodischem Wüsten-Blues mit TexMex-Anleihen wäre, die kaum etwas von der durchgeknallten Raserei des Filmauftritts im Angebot hat. Statt dessen dehnen sie die Gitarrensaiten, als würden sie nach Länge bezahlt.

24.8., 20 Uhr, Tempodrom, In den Zelten, Tiergarten

Manchmal hören sich Spitfire an wie eine schaumgebremste Version der kleinen Ska-Revolte, die einigermaßen überraschend diesen Sommer ausgebrochen ist. Im Verhältnis zu den Mighty Mighty Bosstones oder Smash Mouth allerdings fehlt den Jungs aus St. Petersburg ein ganzes Stückchen Willen zum Punk. Hin und wieder bricht es zwar aus ihnen heraus, aber meist sind sie doch die grundsoliden Traditionalisten, die gut damit beschäftigt sind, die Vergangenheit respektvoll aufzuarbeiten. Allerdings: Wer solche Bläser hat, die einem auf der Zunge wegschmelzen, kann keine ganz schlechte Band sein.

27.8., 22 Uhr, Tacheles, Oranienburger Straße 53–56, Mitte

DeutschHop befindet sich gerade auf dem Höhepunkt seiner massenhaften finanziellen Verwertbarkeit, und eigentlich kann da nichts mehr erschrecken. Dicht kommen von der Küste, also daher, wo das meiste von dem Zeug nun mal herkommt. Bevor sie richtig bekannt wurden, hatten sie schon den dicken Plattenvertrag beim großen Konzern in der Tasche, weil der halt auch nicht den Zug verpassen wollte. Prompt hat man sich die Bühne geteilt mit Spectacoolär oder Cappuchino und somit längst den Sündenfall hinter sich. Das Debüt kommt im Herbst und hat hoffentlich einfallsreichere Samples als die EP. Die Raps, so gut sie heute schon sind, finden einfach nicht die Balance zwischen elegantem Eigenlob und ein bißchen notwendiger Allgemeinverständlichkeit. Die Skills sind zweifellos da, jetzt fehlen nur noch die Themen, die jemanden interessieren könnten, der nicht mit einer schweren Goldkette um den Hals auf die Welt kam.

27.8., 22 Uhr, Duncker, Dunckerstraße 64, Prenzlauer Berg Thomas Winkler