Unterm Strich

Dekadenter Westen, Part III (Global- bzw. Alles-wird-immer-schneller-bis-es-nicht-mehr- schön-ist-Remix): Parteien begnügen sich neuerdings nicht mehr mit schlichten Parteitagen oder so, sie gehen jetzt online, um die Wählergruppen zwischen 20 und 40 Jahren abzufischen! Wie die Zeitschrift ONLINE TODAY in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, sind 34 der 89 derzeit beim Bundeswahlleiter gemeldeten Parteien bereits im Internet vertreten. Allerdings: Alles halb so wild! Von Multimedia keine Spur, wie die Zeitschrift herausfand. So blieb bei der CDU die Anfrage nach einem gedruckten Wahlprogramm unbeantwortet, der Mitgliedsantrag aber lag zwei Tage später in der Post. Auch bei der SPD wurde kein Wahlkampfprogramm zugeschickt, dafür jedoch ein regelmäßiger E-Mail-Newsletter eingewiesen. Die FDP antwortete gar nicht auf die Bestellung des Wahlprogramms. Einzige Ausnahme in puncto Service: CSU! Hier kam das Wahlprogramm postwendend und auch E-Mails wurden binnen Stundenfrist beantwortet. Schlußlicht bei der inhaltlichen Bewertung bildet — Ossis, hergehört! — der Internet-Wahlkampf der PDS. Nach eigenen Angaben fehlt ihm bislang noch „das Konzept“. Ähnlich unausgereift ist bloß das Angebot von Bündnis 90/Die Grünen, welches aber mit dem Online- Anspruch der Partei d'accord geht – sie glaubt nicht an die „Massenwirksamkeit des Internet“.

Wir können aber auch anders. Für seine Verdienste um die Verständigung zwischen Völkern und Kulturen erhält der Leiter des Goethe-Institutes in Istanbul, Kurt Scharf (47), den diesjährigen Moses-Mendelssohn-Preis des Landes Berlin. Die mit 20.000 Mark dotierte Auszeichnung würdige das „beispielhafte Engagement“ Scharfs für den kulturellen Austausch zwischen den Ländern, so „Zigeunerbaron“ Radunski am Donnerstag in der Bundeshauptstadt. Na also, geht doch!