Ende der Putschfeiern

■ Der chilenische Senat beschloß die Abschaffung des Feiertags am 11. September

Buenos Aires (taz) – Der Jahrestag des Militärputsches von Augusto Pinochet ist in Chile kein Feiertag mehr. Das legte der Senat in seiner Sitzung am Mittwoch überraschend fest. Bislang war der 11. September, der Tag, an dem Augusto Pinochet gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende putschte, ein Feiertag.

Der Entwurf zur Abschaffung des Feiertages war vom Abgeordnetenhaus bereits vor einigen Wochen beschlossen worden. Im Senat scheiterte er zunächst an einem Patt von Ja- und Neinstimmen. Ein Kompromiß, den die beiden Fraktionen – repräsentiert durch den christdemokratischen Präsidentschaftskandidaten Andrés Zaldivar auf der einen und Ex-Diktator Augusto Pinochet auf der anderen Seite – unerwartet aushandeln konnten, fand aber schließlich die Zustimmung aller 48 Senatoren. Statt am 11. September wird jetzt am ersten Montag im September gefeiert, statt der Erinnerung an den Putsch steht nun ein „Tag der Nationalen Einheit“ auf dem Kalender. Die Feierlichkeiten wurden also nur verlegt. Da die Neuregelung allerdings erst ab dem kommenden Jahr in Kraft tritt, wird der 25. Jahrestag des Putsches am kommenden 11. September noch ein Feiertag sein.

Augusto Pinochet, der seit seinem Rücktritt als Heereschef einen Sitz auf Lebenszeit im Senat hat, ließ es sich nicht nehmen, sich maßgeblich in die Debatte einzumischen. Hatte der 82jährige anfangs noch gesagt, am 11. September werde die „Befreiung Chiles“ gefeiert, machte er sich später zum Fürsprecher des Kompromisses. Er genoß es sichtlich, dem Senat den überraschenden Vorschlag zu präsentieren, und nutzte die Gelegenheit, sich als großer Staatsmann feiern zu lassen. Sein Image war zuletzt wegen wiederholten Vorwürfen, er sei entgegen seiner Darstellung doch persönlich für Morde während der Diktaturzeit verantwortlich, immer wieder stark angekratzt worden. Ingo Malcher