Konzerne liebäugeln mit Bundesstiftung

■ Deutsche Unternehmen wollen über Stiftung NS-Opfer entschädigen

Berlin (taz) – In der Diskussion um eine mögliche Bundesstiftung zur Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter zeichnet sich ein Stimmungsumschwung in Teilen der Wirtschaft ab. Nach VW bezweifeln jetzt auch eine Reihe weiterer führender deutscher Konzerne offenbar nicht mehr grundsätzlich, daß eine Stiftung eine angemessene Lösung der Entschädigungsfrage bieten könnte.

Am weitesten wagten sich dabei BMW und Daimler-Benz aus der bisher mehrheitlich ablehnenden Front der Großunternehmen hervor. Sollte es einen Fonds unter Beteiligung der Bundesregierung geben, werde sich BMW daran beteiligen, sagte ein Sprecher in München. Auch Daimler-Benz signalisierte Interesse an dem Modell. „Im Rahmen einer Stiftung könnte man eine unbürokratische Lösung anstreben“, sagte ein Konzernsprecher der taz am Donnerstag.

Nicht alle Firmen teilen diese Ansicht. „Wir schließen eine Beteiligung an einem möglichen Bundesfonds aus“, teilte der Chemieriese BASF der taz mit. Demgegenüber wollen die Baufirma Hochtief, der Siemens-Konzern sowie der Batteriehersteller Varta einem Bericht der Frankfurter Rundschau zufolge ausdrücklich „nicht ausschließen“, sich an einer Stiftung zu beteiligen. Siemens habe zuvor die Auffassung vertreten, die Frage von Entschädigungsleistungen sei bereits geregelt, berichtet die FR. Offiziell halten sich die Unternehmensvertreter bedeckt, wenn es um die Gründe für den Stimmungsumschwung geht. „Man muß nüchtern sehen, da baut sich Druck auf“, erklärte ein Sprecher gegenüber der taz. Die Dauer und Härte der Auseinandersetzung um Kompensationen der Schweizer Banken im Fall des Nazigoldes habe sich für die beteiligten Firmen als wenig erquicklich erwiesen. Die Debatte läuft offenbar auf die Frage zu, ob der Staat oder die Wirtschaft die Initiative zur Gründung einer Stiftung ergreifen soll. Der Sprecher wörtlich: „Das ist ja immer die Frage: Henne oder Ei – was braucht's zuerst?“ Patrik Schwarz