Satter Sound im Fladenbrot

■ Zum ersten Mal in der Geschichte des Döners gibt es ihn zum Hören: Auf einer CD in Dönerformat erklingt türkischer HipHop und wird über die "Verkehrsauffassung" zur Dönerherstellung informiert

Ein Ohrenschmaus für Döner- Fans: Die erste Döner-CD der Welt ist da. Döner-CD heißt sie, weil sie aussieht wie ein Döner. Natürlich hört sie sich nicht an wie ein Döner. Denn: Wie sollte sich ein Döner schon anhören? Vielleicht „ritsch-ratsch“, wenn das Fleisch abgeschnitten wird, oder „fffffft“, wenn man das Fladenbrot zusammendrückt? Nein. Der erste Döner, der in einen CD-Player paßt, spielt türkischen HipHop und türkischen Pop. Aziza-A ist nicht nur unter eingefleischten Fans ein Begriff. Ihr Liedtitel „Salla“ heißt nicht etwa „guten Appetit“, sondern ist eine Aufforderung zum Tanzen. Die drei anderen Bands sind Berliner Lokal- Größen: Orientation, Günay und Soft G.

Das war dann aber auch schon alles, was die Musik angeht. Die ganze Aufmachung der CD ist eher zum Reinbeißen als zum Lauschen. „Sieht aus wie ein Döner, schmeckt wie eine ganz normale CD“, warnt denn auch das Cover. Das Faltblatt im Lecker-Look, außen Brot und innen Fleisch in Großaufnahme, klärt Grundlegendes: „Festschreibung der Berliner Verkehrsauffassung für das Fleischerzeugnis“ steht da – oder „Yapi-

min-

da Kullanilan Mamüllere iliskin Berlin Kararnamesi“, wie eifrige Leser des Tagesspiegels nach dem kostenlosen Türkischkurs der letzten Wochen mittlerweile fließend übersetzen würden. Sechs Punkte machen den Döner zum echten Döner: „Das Hackfleisch ist nur zu wolfen, nicht zu mengen; es wird nicht gekut-

tert“, besagt etwa Punkt drei. „Bei der Herstellung von Döner wird nur Fleisch vom Kalb, Rind oder Schaf verwendet. Mischungen von Fleisch der drei genannten Arten untereinander sind zulässig“, sagt eine weitere Döner- Regel. „Brühwurstbrät“ wird nicht verwendet. Da versteht der Kenner keinen Spaß. Dagegen gibt es tausend Möglichkeiten der Zubereitung. „Wie essen Sie Ihren Döner?“ fragt das Faltblatt der CD die Konsumenten. Mit oder ohne Salat? Vom Teller oder im Brot? Mit Knoblauchsoße oder ohne? Wer alle Fragen beantwortet, kann Gutscheine für ein Essen im türkischen Restaurant gewinnen. Verkauft werden soll der rappende Döner in den Döner-Buden der Stadt. Bisher klappt das aber noch nicht so ganz. „Ich bin schon 20 Jahre im Geschäft, aber davon habe ich noch nichts gehört“, sagt der Besitzer einer Döner-Bude in der Oranienstraße.

Todsicher ist die CD zu bekommen in der Wrangelstraße 86. Dort sitzt nämlich Ünal Yüksel, der die CD produziert hat. Oder in der Lotto-Bude derselben Straße. Dort verkauft der Papa den Döner für 15 Mark. Beste Grüße vom Faltblatt: „Lassen Sie es Ihren Ohren schmecken!“ Susanne Sitzler