Eine ganze Nacht lang scharf auf Kunst

■ Die heutige Lange Nacht der Museen lockt wieder mit einem Marathonangebot

Lang wird sie heute werden, die vierte Lange Nacht der Museen. Alles zu schaffen wird, wie schon in den vorherigen Museumsnächten, unmöglich sein. Doch wer total kunstscharf ist, kann sich ab 19 Uhr aufmachen und rund 50 Ausstellungen, Performances, Lesungen, Parties und anderes abrennen. Damit die Füße nicht allzu strapaziert werden, setzt die BVG einen Shuttle-Service ein, der die Besucher von einem Ort zum anderen karrt. Und auch die Spree wird zum Transportweg. Dort schippern Schiffe vom historischen Hafen über die Museumsinsel zum Haus der Kulturen der Welt. Ebenso bequem wie möglicherweise langweilig sind die musikalischen Stadtrundfahrten, die an Museen stoppen und jene rauslassen, die Bilder gucken wollen.

Der Eintritt pro Person kostet diesmal 18 Mark, ermäßigt 10 Mark und kann, ebenso wie das Programm, an allen Museen erworben werden. Die üblichen verdächtigen Museen, wie das Deutsche Historische Museum (DHM), das Pergamonmuseum, das Haus der Kulturen der Welt oder der Hamburger Bahnhof, präsentieren Sonderprogramme: So geht im DHM ab 19 Uhr eine Bademodenschau der 50er und 60er Jahre über die Bühne, danach versteigert Christoph Stölzl DDR-Plakate der 40er und 50er Jahre, um danach mit Jazz und Barmusik zu locken.

Mit Geschichten aus dem alten Babylon und dazugehörigen Tanzimprovisationen öffnet das Pergamonmuseum ab 19 Uhr seine Pforten. Um 23 Uhr wird im Bauhausarchiv nach „Kassandra“ nach Motiven von Christa Wolf geschauspielert. Wer die Glühwürmchenparty ab 19 Uhr im Zoo auslassen will und statt dessen auf Horror und „Jurassic Park“ steht, sollte ins Medizinhistorische Museum gehen, wo Heiner-Müller-Texte zu anatomischen Auswüchsen gelesen werden, oder zu den Dinoskeletten ins Naturkundemuseum, wo bei afrikanischer Musik über Präparationen informiert wird.

Zwischen moderner Kunst wollen Jan Fabre und Ilya Kabakow ab 20 Uhr im Hamburger Bahnhof laut Programmheft „witzig“ über Kunst diskutieren. Wem das zuviel wird, sollte sich per Shuttle in die Gemäldegalerie fahren lassen, um sich dort bei alter Kunst und Dokumentarfilmen über Dürer und Raffael zu erholen. Um wegzusacken, bietet sich ein Sprung ins Musikinstrumentenmuseum an, wo von 18.15 Uhr bis 22.15 Uhr Bläserensembles und Cembalomusik erklingen. Wer wach bleiben will bei Feuerzauber und Kulinarischem aus aller Welt, muß ins Museum für Völkerkunde nach Dahlem. Dort tanzen und spielen zwischen 19 und 1 Uhr afrikanische und asiatische Künstler zu loderndem Feuer. taz