Unterm Strich

Ach, wenn wir unserem Kanzler doch bloß heimliche Ejakulationen zutrauen könnten. Doch in Deutschland steht es viel schlimmer. Laut Emnid-Umfrage, die in der Septemberausgabe des Playboy veröffentlicht wird, trauen 61% aller Deutschen Bundeskanzler Kohl zu, wissentlich die Unwahrheit zu sagen. 41% können sich vorstellen, daß Gerhard Schröder seine Frau betrügt. Auf die Frage, welchem Politiker sie zutrauen, Pornos zu konsumieren, nannten 21% Oskar Lafontaine und 20% Schröder. Jeder dritte Bundesbürger traut es Theo Waigel zu, Steuern zu hinterziehen, und 22% Prozent halten es – horribile dictu! – für möglich, daß Joschka Fischer Busse und Bahnen benutzt, ohne ein Ticket zu lösen. Dabei weiß doch jeder, daß Joschka am liebsten mit dem Auto fährt.

Schröders Kulturattaché Michael Naumann bekommt Widerspruch: Der Präsident des Goethe-Institutes, Hilmar Hoffmann, hat sich nachdrücklich für eine Beibehaltung der Anbindung der Goethe-Institute an das Auswärtige Amt ausgesprochen. Ohne diese Anbindung sei schon logistisch keine sinnvolle Arbeit vor Ort möglich, sagte er der Nachrichtenagentur ADN. Er reagierte damit auf Naumanns Ankündigung, das Goethe-Institut beim Kanzleramt anzusiedeln, und warnte zugleich vor zuviel Zentralismus in der deutschen Kulturpolitik. Zwar könne der Bund eine Menge für die Entwicklung eines kulturellen Milieus tun. Jedoch lebe die Attraktivität der deutschen Kulturlandschaft von der föderalen Vielfalt.

Einerseits alarmierend, andererseits erfreulich ist die Halbjahresbilanz, die die deutsche Filmförderungsanstalt FFA veröffentlicht. Demnach findet in der Filmtheaterbranche derzeit ein rasanter Strukturwandel statt. Dem „starken Engagement“ der Kinobetreiber für Neubauten und technische Aufrüstung stehen demnach „Konzentrationstendenzen in Finanzierungs-, Unternehmens- und in Standortbereichen“ gegenüber: auf 148 Kinoschließungen kommen 131 Neu- und Wiedereröffnungen. Insgesamt machte die Branche mit 808,2 Millionen Mark 18,9% mehr Umsatz als im ersten Halbjahr 1997. Die Besucherzahl stieg unterdessen von 66,3 Millionen auf rund 74 Millionen. Nur der deutsche Film mußte Marktanteileinbußen hinnehmen: statt 23,4% nur noch 8,85%. Schlimm!