IRA-Gruppe verkündet Waffenruhe

■ Hunderttausende gedenken der Opfer des Anschlages von Omagh

London/Omagh (AFP) – Eine weitere IRA-Splittergruppe hat am vergangenen Wochenende eine Waffenruhe verkündet. Die Irische Nationale Befreiungsarmee (Inla) folgte am Samstag der „Wahren IRA“, die am Dienstag ihren Gewaltverzicht erklärt hatte, nachdem sie sich zu dem Anschlag von Omagh bekannt hatte. Unterdessen gedachten auf der irischen Insel Hunderttausende von Menschen mit einer Schweigeminute der Opfer des Attentats von Omagh. Dabei waren am Samstag vor einer Woche 28 Menschen getötet und 220 verletzt worden.

Die Inla erklärte in einem in Belfast veröffentlichten Schreiben, sie werde die Gewalttaten ab sofort einstellen. Es handele sich um eine „vollständige“, aber nicht „dauerhafte“ Waffenruhe. Den Friedensprozeß in Nordirland lehne sie zwar weiterhin ab, respektiere aber den Willen der Bevölkerung. Die Menschen in Nordirland und der Republik Irland hatten sich mit überwältigender Mehrheit für das Friedensabkommen vom Karfreitag ausgesprochen. Für das durch ihre blutigen Anschläge verursachte Leiden entschuldigte sich die Inla: „Wir räumen ein, daß wir Fehler und schwere Irrtümer bei der Fortsetzung des Krieges gemacht haben. (...) Wir erkennen an, daß sich die politische Situation seit der Gründung der Inla geändert hat.“

Der britische Premierminister Tony Blair kündigte an, er wolle am kommenden Dienstag nach Nordirland reisen. Dabei wolle er seiner Überzeugung Ausdruck verleihen, daß der Bombenanschlag die Unruheprovinz näher zum Frieden gebracht habe, teilten Londoner Regierungskreise mit. Das Böse könne sein Gutes haben, werde Blair in Belfast sagen. Möglicherweise werde Blair auch eine Verschärfung von Gesetzen ankündigen, um den Gewalttätern das Handwerk zu legen. Der irische Ministerpräsident Bertie Ahern betonte, es dürfe keinen Zweifel daran geben, daß die Zeit der Gewalt in Nordirland vorbei sei.