Werder Bremen will Radio veranstalten

■ 23 Verlage, Radios, Kirche und ein Fußballverein bewerben sich um Bremens Privatradio

Den 23 Mitgliedern des Landesrundfunkausschusses steht eine Roßkur ins Haus: 23 Bewerber werden ab dem 11. September in einer mündlichen Anhörung ihre Konzepte und Finanzierungspläne für einen privaten Hörfunksender in Bremen vorstellen. „Das dauert mindestens sechs Tage“, sagt Jürgen Schneider, Chef der Landesmedienanstalt (LMA). Auf 1.300 Seiten summieren sich die Bewerbungsschriften derjenigen, die gemeinsam mit der Radio 107.1-Weserwelle GmbH, die seit Anfang 1996 das dreieinhalbstündige Rumpf-Privatradio auf der Frequenz des Deutschlandfunks ausstrahlt, die UKW-Frequenz 89,8 Megaherz in Bremen und 104,3 in Bremerhaven bespielen wollen.

Neben den schon lange als Kandidaten gehandelten Bremer Tageszeitungen (Weser Kurier, Bremer Nachrichten) und einigen bekannten Privatradios wie der Madsack-Verlag aus Hannover (FFN) und RTL aus Berlin, hat sich eine bemerkenswerte Allianz zusammengefunden: Der Fußball-Bundesligaklub Werder Bremen firmiert unter den regionalen Bewerbern gemeinsam mit der zur Holtzbrinck-Gruppe gehörenden AVE aus Hannover, die Niedersachsen mit Hit-Radio Antenne beschallt. Von AVE war gestern keine Stellungnahme zu erhalten. Werder-Manager Willi Lemke wollte das Geschäft vor dem UI-Cup-Finale gegen Novi Sad nicht kommentieren.

Neben den Fußballern die ausgefallenste Bewerberin um die Frequenz ist die Bremische Evangelische Kirche. Für Zoff unter den zum Großteil auf Partei-Tickets gewählten Rundfunkausschuß-Mitgliedern dürfte die Bewerbung Radio Bremens sorgen. Während die SPD eine Beteiligung für sinnvoll hält, um den Sender zu stärken, lehnt die CDU ebenso wie die Mehrheit des Radio-Bremen-Rundfunkrates eine Einmischung der öffentlich-rechtlichen Anstalt in den Privatfunk ab.

Neben zwei Gruppen von Bremer Kaufleuten wollen alle große Zeitungsverlage der Region in den Funk einsteigen: Weser Kurier, Nordsee-Zeitung aus Bremerhaven, die Weser-Report-Macher von KPS, die Nordwest-Zeitung Oldenburg gemeinsam mit dem Nordbremer Burglesumer Vereinsblatt, das Delmenhorster Kreisblatt und die Neue Westfälische aus Bielefeld gemeinsam mit der Bremer Stark GmbH. Außerdem will die Weserwelle (dahinter stecken der Ibben-Verlag der Syker Kreiszeitung und die Stadtradio-Initiative) mehr als die ihnen garantierten 24 Prozent bekommen, um bestimmenden Einfluß auf den neuen Sender zu gewinnen.

Überregional haben sich elf Radio-Veranstalter und Produktionsfirmen beworben, darunter auch die Betreiber von FFN und als hoch gehandelte Kandidaten Radio Schleswig-Holstein (RSH), FFH aus Frankfurt und RTL aus Berlin.

Mitglieder des Rundfunkausschusses gehen davon aus, daß sich die Zeitungsverlage im Laufe des Verfahrens, das bis Mitte Oktober mit der Entscheidung abgeschlossen werden soll, zu einer Allianz zusammenschließen könnten und als solche auf jeden Fall in den Gesellschafterkreis aufgenommen werden. Außerdem gilt als sicher, daß ein erfahrener Radio-Betreiber von außerhalb einsteigen darf. jof