Interdisziplinäre Aids-Konferenz tagt zum ersten Mal

■ Drei Tage lang tauschen sich Fachleute und Betroffene auf verschiedenen Veranstaltungen aus

Unter dem Titel „HIV im Dialog“ beginnt am Freitag die erste interdisziplinäre Aids-Konferenz Deutschlands. Das dreitägige Treffen im Haus der Kulturen der Welt in Tiergarten ist Teil der diesjährigen Aids-Aktionswoche, wie die Deutsche Aids-Hilfe als Veranstalter gestern mitteilte. Erwartet werden rund 400 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet, darunter Mediziner, Wissenschaftler und Betroffene.

Nach Angaben der Veranstalter lebt jeder fünfte HIV-Positive oder Aidskranke Deutschlands in Berlin. In den vergangenen 15 Jahren sei hier ein „Modell funktionierender Gesundheitsförderung“ aufgebaut worden, das auf Selbsthilfe und interdisziplinäre Vernetzung setze. Kritik übte der Verein dagegen an der zunehmenden „Individualisierung von gesundheitlichen Risiken“ in Deutschland. Besonders betroffen seien davon chronisch Kranke, darunter HIV-Infizierte und Aidskranke.

Die Konferenz bietet Vorträge und Seminare rund um das Leben mit Immunschwäche, darunter zu Wohnen, häuslicher Pflege, Sexualität, Schwangerschaft sowie Kranken- und Pflegeversicherung oder Sozialhilfe. Dabei kommen Experten und Betroffene miteinander ins Gespräch. Außerdem soll der Blick nach Osteuropa gerichtet werden, wo nach Darstellung der Aids-Hilfe die Zahl von HIV-Neuinfektionen dramatisch ansteige. Die deutsche Politik müsse auch „gesamteuropäische Verantwortung“ wahrnehmen, indem Erfahrungen mit osteuropäischen Ländern ausgetauscht und erprobte Konzepte auf ihre Übertragbarkeit geprüft würden.

Im September 1983 entstand in Berlin die Deutsche Aids-Hilfe, in München dazu das bayerische Pendant. Im darauffolgenden Jahr zogen andere deutsche Großstädte mit lokalen Initiativen nach. Seit 1990 legt der Verband verstärkt Wert darauf, die Lebenschancen HIV-Infizierter und Aidskranker zu verbessern. Im gleichen Jahr fand auch die erste „Bundesversammlung der Menschen mit HIV und Aids“ in Frankfurt am Main statt. Die diesjährige Konferenz soll vor allem das Gespräch zwischen HIV-Positiven und ÄrztInnen fördern. PatientInnen sollen ihr Leben selbstbestimmt in die Hand nehmen. Dazu sollen die Vollversammlung der Menschen mit HIV und Aids am Freitag um 17.30 Uhr im Haus der Kulturen der Welt, das Symposium „Solidarität – warum? Positivenselbsthilfe in Deutschland“ oder aber auch der gesundheitspolitische Fachtag für Interessierte aus Beratungseinrichtungen und Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung (beide im Forum Hotel) beitragen. taz, ADN

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