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■ In Kopenhagen tagte der Kongreß der Weihnachtsmänner. Dabei ging es vor allemRund um die Berufsehre

Daß ein Weihnachtsmann weder raucht noch säuft – sollte sich das nicht von selbst verstehen? Und auch, daß er nicht irgendwelchen Plunder an der nächstbesten Ecke verramscht, sondern Nützliches und Ergötzliches in heimeliger Atmosphäre kostenlos verteilt?

Eigentlich kein Thema. Doch der Dortmunder Heinz-Jürgen Preuß wundert sich alle Jahre wieder, was da für Jammergestalten durch die Fußgängerzonen geistern – in Jeans und Turnschuhen womöglich, meist unterwegs im Dienste des Kommerzes, nicht der Nächstenliebe. Ganz anders Preuß: Mitra und langer Mantel, dicke Filzstiefel und dichter (falscher) Bart. Seit 37 Jahren in Sachen „Schöne Bescherung“ tätig, vertritt er Deutschland regelmäßig bei einem internationalen Treffen – so auch Mitte Juli in Kopenhagen: In der dänischen Hauptstadt wurden Christfest-Trends '98 gesetzt und Ratschläge für Weihnachtsmänner erarbeitet.

Eine schlechte Nachricht vorweg: Die Emanzipation der Frau in diesem Gewerbe bleibt im Ansatz stecken. Weil es halt Weihnachtsmann heißt. Unbelehrbare gibt's freilich immer. Und wenn diese – wenigen – Damen es denn partout nicht lassen können, so wird ihnen von den Herren anempfohlen, ausreichende Rocklänge zu gewährleisten – auf daß „frau“ als Frohe Botschafterin nicht mit dem Playmate des Monats verwechselt werde! (Übrigens, der Vorschlag, Bartlängen zu standardisieren, fand keine Zustimmung.)

An die Bevölkerung, die der Geschenke harrt, ergeht der Appell, ihre Hausdächer von Satellitenschüsseln zu befreien: Die lassen kaum Parkraum für die Rentierschlitten. Und da wir bei verkehrstechnischen Belangen sind: Entsprechend den Busspuren regen die Weihnachtsmänner Schlittenspuren an, um in notorisch verstopften Metropolen zügiger zum Einsatz zu gelangen.

Neben solch praxisbezogenen Dingen möchten die vereinigten Bescherer darauf hinwirken, daß Weihnachten ein Fest der Besinnung wird/bleibt – hierzu gehöre auch, nicht bereits im Spätsommer den Verkauf von Schokoladen-Nikoläusen zu forcieren. Nicht weniger kritisch wird die – unausrottbare – Tendenz gesehen, Präsente aus fehlgeleiteter olympischer Ambition größer, schöner, teurer, sprich: protziger ausfallen zu lassen, getreu der Devise, wer was hat, zeigt es auch vor – und wenn's nur Geld und Geschmacksverirrung sind. Und wessen Rückgrat leidet darunter? Natürlich das des vorab vom Familienvorstand instruierten und beladenen „Santa Claus“.

In Skandinavien nimmt man die vorvorweihnachtliche Konferenz mitten im Sommer gelassen zur Kenntnis – hat doch die Föderation der „Roten“ ihren Ursprung in Grönland. Heinz-Jürgen Preuß vermutet, bei einer Zusammenkunft in deutschen Landen sähen sich seine prächtig kostümierten Mitstreiter und er rasch den Einsatzkräften mit den weißen Kitteln gegenüber.

Um so bedauerlicher, wenn man überlegt, zu welch guten Werken der Saisoneinsatz im Dezember dann dient: Im Klub Langer Menschen (KLM) beispielsweise haben der 1,98-Meter-Mann Preuß und seine imposanten Gefährten Bares für die Krebshilfe, eine Kinderferienparty und ein Giraffengehege im Tierpark zur Verfügung gestellt – indem sie die Honorare für ihre Gastspiele spendeten.

Apropos Geld: Professionalisierung tut not. Drum will der KLM Kontakt zum Arbeitsamt aufnehmen – einer Behörde, die im Advent vorwiegend Studenten durch die Lande schickt, hastig kostümiert, einfach so und ohne tiefe Liebe zum Detail. „Man muß dazu berufen sein“, sagt Preuß.

Durch und durch ehrenwerte Gesellen also, die Weihnachtsmänner? Ohne Tadel sind sie nicht: Was bei der Tour de France verpönt war, gehört für sie zum Überleben – Doping. Wieder und wieder aus winterlicher Kälte in eine beheizte Wohnung; raus auf die Straße und zum nächsten Auftritt in die nächste beheizte Wohnung: Ohne wirksame Präparate hält das keiner aus.

Na und dann, wie gesagt: diese verdammten Satellitenschüsseln. Andreas Milk

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