Mit der Suppenrunde auf du und du
: Des „lieben Detlef“ letzter Kampf

■ Sozi-Amigo Detlef Griesche scheitert jetzt endgültig vor dem Arbeitsgericht

Sein Name geriet 1991 zum Synonym für SPD-Filz: Detlef Griesche, acht Jahre für die SPD in der Bürgerschaft, sollte vom SPD-Finanzsenator Claus Grobecker auf einen Professorenposten an der Hochschule für öffentliche Verwaltung gehievt werden. Die taz deckte seinerzeit die Affäre auf. Es war der Beginn einer fast unendlichen Geschichte.

Gestern spielte im Bremer Landesarbeitsgericht der vorerst letzte Akt des Dramas. Griesche versuchte, doch noch jene Zusagen einzuklagen, die der Genosse Grobecker nach einer damals noch „Suppenrunde“ genannten informellen Senatssitzung gegeben hatte: Daß er nämlich nach seinem Ausscheiden aus dem Parlament in die höchste Vergütungsgruppe I BAT (heute 8.643 Mark brutto) des öffentlichen Dienstes eingruppiert würde.

Einen rechtlichen Anspruch hätte Griesche aber nur auf das eine Stufe niedrigere Gehalt nach BAT 1a (7.664 Mark) gehabt. Das verdiente er auch vor seinem Einstieg in die Bürgerschaft als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Kooperationsstelle Universität/Arbeiterkammer. Nachdem er bereits in erster Instanz mit seiner Klage auf Gehaltsnachzahlung von 36.000 Mark abgeblitzt war, mußte Griesches Anwalt den Antrag auf Berufung gestern zurückziehen. Zu deutlich zeigte die rechtliche Erörterung die Ablehnung der Richterin Sabine Kallmann. Damit ist festgestellt: Stellenzusagen aus einer senatorischen Mauschelrunde haben keine Rechtsverbindlichkeit.

Grobeckers Zusage war Griesches zweiter Karriere-Anlauf, nachdem die öffentliche Debatte und die Klage einer Konkurrentin gegen die freihändige Stellenvergabe den Weg an die Hochschule für öffentliche Verwaltung versperrt hatten. Freund Grobecker wollte anderweitig für ihn sorgen, hatte er doch zuvor mit einem von der taz veröffentlichten Brief die Affäre ins Rollen gebracht: 1988 hatte der Senator dem „lieben Detlef“ die Professur angeboten und damit einen schriftlichen Beweis für Filzokratie hinterlassen. Nachdem der erste Plan nun gescheitert war, sollte Griesche die Leitung eines neuen Instituts für Verwaltungsforschung übernehmen – dotiert nach I BAT.

1991 verlor die SPD bei der Bürgerschaftswahl die absolute Mehrheit und mußte mit FDP und Grünen in die Ampel-Koalition. Die neue Regierung hatte offenbar kein so starkes Interesse an der Verwaltungsforschung, und so verschwand das Institut in der Versenkung. Stattdessen wurde der Genosse dann wissenschaftlicher Leiter der Arbeitsstelle für Verwaltungsforschung im Aus- und Fortbildungszentrum (AFZ) – und bekam auch nur BAT 1 a bezahlt.

Da fühlte sich Griesche von der „gesamten Bremischen Verwaltung inklusive eines Senators beschissen“, wie er auch gestern vor Gericht noch einmal wortreich beklagte: „Vorher war ich in der Uni mit allen Freiheiten in Forschung und Lehre“. Er wäre doch „bekloppt gewesen“, für das gleiche Geld in so eine Institution mit einem weisungsbefugten Chef zu gehen. „So bescheuert kann keiner sein“. Also wechselte er wieder an die Uni, wo er bis heute die Verwaltung erforscht.

Griesche erwägt jetzt, noch einmal vor Gericht zu ziehen: Nämlich mit einer neuen Klage, die feststellen soll, ob er nicht wegen seiner Qualifikation unabhängig von senatorischen Zusagen in die höchste Besol-dungsgruppe hätte eingruppiert werden müssen. jof