Zwitschernde Goldzähnchen

■ Mit Sunz of Man kommt ein weiteres Wu-Tang-Clan-Venture aus Brooklyn mit unnahbarer Reimlust

Wenn im HipHop etwas mit einem Kinderlied anhebt, dann bleibt es garantiert nicht jugendfrei. Das gilt natürlich auch für Sunz of Mans Debüt The Last Shall Be The First, das mit der Melodie einer Spieluhr beginnt. Aus dem Umfeld des allmächtigen Wu Tang Clans stammend, baut auch dieses Quartett aus Brooklyn Parallelwelten auf, die sich gewaschen haben. „Wir haben“, meint Rapper Prodigal Sunn, „unsere eigenen Ansichten von Realität“. Aber auch wenn der Wu Tang Clan-Schwertmeister RZA das Album produzierte und mit Gastauftritten von Ol' Dirty Bastard, Method Man, Raekwon und U-God fast alle phantastischen Wirrköpfe des Clans ihr Scherf-lein beitrugen, bleiben Sunz of Man so etwas wie die aufgeklärte, realitätsnahe Version des Clans.

Ihre Texte sind zwar, wie die mancher Clan-Mitglieder,vom alten Testament oder dem Koran inspiriert, aber auch von Geschichtsbüchern und tagesaktuellen Ereignissen. So basiert „Inmates To The Fire“ auf dem Buch Daniel – wobei das biblische Inferno an die „höllische Pein“ gekoppelt wird, die Afroamerikaner täglich ertragen müssen. Viel und vor allem dicht poltern die Reimrebellen mit den blitzenden Goldkronen über Intellektualität, Nachdenklichkeit und Einsicht. Den Irrwitz bringt der Clan ein. Auch musikalisch ist Sunz of Man gemäßigter. Besonders bei der Zusammenarbeit mit Earth, Wind & Fire suchen sie unter der Ägide von Wyclef Jean von den Fugees den Schulterschluß zum Hitparaden-Funk. Doch trotz aller Bläsersätze bleiben Sunz Of Man rauh, dunkel und unnahbar. Eben fast wie der Clan. Volker Marquardt mit KC Da Rookee: Sa, 29. August, 21 Uhr, Markthalle