Kreuzzug gegen die CDU

■ Schilderbeschmieren im Bundestagswahlkampf vermehrt beliebt: Christ-Anspruch fremdgestrichen / andere Parteien auch betroffen/ Straftatbestand Sachbeschädigung

Die wahlkampfgebeutelte Bremer CDU trifft es zur Zeit doppelt hart. Der Bundespartei ist noch immer kein Dreh eingefallen, wie man dem Schröder Gerhard beikommen kann. Obendrein versucht ein fremder Parteigänger den Christdemokraten auch noch selbigen Anspruch zu rauben. Und das in der halben Stadt – mit vielen kleinen Tusche-Anschlägen.

So ist es wahrlich nicht schwer, mit einem schwarzen Filzschreiber aus der Regierungspartei CDU die rechtsradikale DVU zu kreieren. Vorgemacht hat es das Satiremagazin Titanic. Einfach zwischen D und U ein V malen und das C durchstreichen. Fertig ist der Rechtsruck. Die Titanic hatte dazu auch noch einen Kanzler Kohl mit Hitlerbärtchen abgebildet. Ganz so gemein werden die Christdemokraten im aktuellen Wahlkampf nun aber nicht in die Pfanne gehauen. Wenngleich sich ein wackerer Fremd-Parteisoldat zur Zeit einen Spaß draus macht, auf unzähligen CDU-Wahlkampfplakaten das C durchzustreichen.

Fast könnte man meinen, der Strich mit dem dicken Filzschreiber sei gewollt. Motto: Machen Sie hier Ihr Kreuzchen am 27. September. Also kein Kreuzzug der Christdemokraten? Nein, offensichtlich sollen sie illegal um ihren christlichen Anspruch gebracht werden.

Denn auf Nachfrage bei der Bremer Staatsanwaltschaft sagte deren stellvertretender Leiter, Horst Nullmeyer, daß dieser politische und höchst diabolische Akt unter „Sachbeschädigung fällt. Es ist aber ein sogenanntes Antragsdelikt. Wir ermitteln also nur, wenn Anzeige erstattet wird.“

Von derart drastischen Maßnahmen will die CDU aber Abstand nehmen – und beweist damit christliche Nächstenliebe. Einschränkend muß aber gesagt werden, daß die Partei ohnehin wegen des Dauerregens vorgehabt hatte, neu zu plakatieren, so Sprecher Guido Niermann. „Rechtliche Schritte behalten wir uns allerdings vor, wenn die Schmierereien massiv verunglimpfend werden.“ Zumal auch die anderen Parteien betroffen sind. Wenn auch nicht so systematisch. Dafür teilweise aber brutaler, zynischer, sogar menschenverachtender. Jürgen Trittin ohne Augen, Ohren und Zähne. Oder Gerhard Schröder mit einem Kaugummi auf der Nase. Da ist ein verlorengegangenes C doch wahrlich noch zu verkraften. Jeti