Hilfstrupps ohne Kohl

■ Raumschiff SPD als Kino-Werbespot. Wahlkampfauftakt der Hamburger Sozis

Auf der Kommandobrücke des Raumschiffs macht man sich Sorgen. Die Situation „unten“ sei schlecht, wird dem „Captain“ gemeldet. Hektik. Ein Hilfstrupp soll sofort „runtergebeamt“ werden. Das gelingt auch. Nur bei einem runden Herrn im Raumanzug will's einfach nicht klappen. „Die Energie reicht nicht aus“, wird bedauert. Der Zurückgebliebene nimmt seinen Helm ab: Es ist der ewige Kanzler. „Zukunft – nicht jeder ist dafür geschaffen“, lautet die Abmoderation. Dann das Emblem der SPD mit dem Schriftzug „Wir sind bereit“.

Mit diesem Wahlwerbespot, der ab nächsten Donnerstag in 80 Hamburger Kinos läuft, werden die Sozis die Lacher auf ihrer Seite haben. Rund 1,3 Millionen Mark gibt die Hamburger SPD für den Bundestagswahlkampf aus. „Jetzt wollen wir die Unentschlossenen mobilisieren“, sagte gestern SPD-Chef Jörg Kuhbier bei der Vorstellung der Kampagne zur heißen Phase des Wahlkampfes. Er freue sich, daß die Umfragewerte stabil sind; die letzte bescherte den Sozis 43 Prozent. Für Hamburg wünscht Kuhbier sich ein Ergebnis von 41 bis 42 Prozent. Das wäre mehr als bei der Bundestagswahl 1994 (39,4 Prozent) und der Bürgerschaftswahl 1997 (36,2 Prozent).

Mit Fernsehwerbespots, Plakaten und Großveranstaltungen wollen die Sozis in der Hansestadt auf Stimmenfang gehen. Der Auftakt findet am kommenden Samstag mit SPD-Parteichef Oskar Lafontaine statt. Auch Schröder wird Hamburg im September heimsuchen.

Kuhbier setzte zudem auf „die Intelligenz der GAL-Wähler“. Die sollen bitteschön ihre Erststimme, mit der der Direktkandidat gewählt wird, der SPD geben, denn da hätten ja in der Regel ohnehin nur die großen Parteien eine Chance. Doch andererseits betont Kuhbier, die Koalitionsfrage sei für die SPD völlig offen. Ein Regierungsbündnis hänge von inhaltlichen Fragen und einer stabilen Mehrheit ab. Eine von der PDS tolerierte Minderheitsregierung schloß Kuhbier aus. Silke Mertins