Das Kälberdoping geht weiter

■ Bei Razzien in NRW finden Veterinäre auf fünf Höfen Mastbeschleuniger. Ministerium: Spur führt in die Niederlande

Berlin (taz) – Der Einsatz von Medikamenten in der Kälbermast geht weiter. Bei einer Razzia in 25 münsterländischen Viehmastbetrieben haben die Veterinärbehörden erneut verbotene Mastbeschleuniger entdeckt. Das ist das Ergebnis der Durchsuchungen aus der letzten Woche, erklärte gestern die Umwelt- und Landwirtschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen, Bärbel Höhn (Bündnisgrüne). In fünf Betrieben seien demnach „Mastbeschleuniger mit pharmakologischer Wirkung“ nachgewiesen worden. Diese Substanzen können bei Verzehr gesundheitsschädigende Wirkungen verursachen. Auf neun weiteren Höfen fanden die Ermittler Cortisonpräparate.

Die Beamten untersuchten die Arzneimittelvorräte und Aufzeichnungen der Landwirte sowie die Apotheken der Hoftierärzte und zogen Urinproben von den Kälbern. Nach Angaben von Höhn führen die Spuren der erneuten Manipulationen auch in die Niederlande. Ihr Ministerium suche in Zusammenarbeit mit den niederländischen Behörden „wie bei der Tour de France nach Beweisen für eine Mischung aus Arzneimitteln“.

Höhn sagte, sie sei über die Ergebnisse sehr beunruhigt. Gegen solche Vorgänge würden keine Appelle helfen, „solange man mit diesen Methoden 20 Prozent mehr Geld verdienen kann als anständige Landwirte“. Höhn kritisierte die „Untätigkeit der zuständigen Minister in Bonn“; der Bundesrat habe gefordert, bei Futtermitteln Klarheit zu schaffen.

Bereits vor zehn Tagen waren im niedersächsischen Emsland 127 Höfe wegen des Verdachts auf illegale Kälbermast durchsucht worden. In 65 Unternehmen hatten die Ermittler das verbotene Mastmittel Clenbuterol in den Kälbern nachgewiesen. In diesen Fällen ermittelt die Staatsanwaltschaft Osnabrück, die bei zwei Probeschlachtungen bereits ebenfalls Clenbuterol nachweisen konnte. Das Mittel steht im Verdacht, beim Verzehr für Menschen krebserregend zu sein. René Wendt