Zimmer mit Dusche

■ Flüchtlinge wollen im Interrast bleiben. Da ist Platz, seit viele ausgezogen sind

Eine eigene Dusche ist nicht nur eine feine Sache, sondern für Flüchtlinge in Hamburg auch eine Seltenheit. Ausgerechnet im schäbigen Hotel „Interrast“ auf der Reeperbahn ist dieser „Luxus“ mittlerweile Standard geworden. Denn die stets überfüllte Herberge ist nur noch zum Teil belegt, so daß jetzt in Einzelzimmer ziehen konnte, wer jahrelang zu dritt oder viert auf engstem Raum hocken mußte. Nun haben rund 100 der restlichen BewohnerInnen in einem Brief an das Sozialamt Mitte darum gebeten, im Interrast bleiben zu dürfen.

Bis Februar 2000 soll die Unterkunft geräumt werden, die von Flüchtlingen als „menschenunwürdig“ gegeißelt worden war. Im Frühjahr hatte der Hamburger Flüchtlingsrat die BewohnerInnen nach ihrem Befinden dort befragt. Gerade Familien hatten eine lange Mängelliste angefertigt: Das Interrast sei schmutzig und voller Ungeziefer, monierten sie. Die Lage zwischen Bordellen und Spielbuden sei für die Entwicklung von Kindern gefährlich. Gerade muslimische Frauen hatten ihre Probleme mit dem Standort geäußert. Die Feuerwehr stellte Sicherheitsmängel fest.

Viele BewohnerInnen hatten daraufhin Petitionen eingereicht; um die 25 Familien konnten in andere Unterkünfte umziehen. Etliche warten noch darauf. So berichtet etwa Winfried Sdun, der beim städtischen Träger „Pflegen und Wohnen“ für die Unterbringung zuständig ist, daß immer wieder Familien aus dem Interrast nach Wohnraum in anderen Herbergen fragen.

Andere jedoch wollen keinen Umzug mehr in Kauf nehmen – vor allem bosnische Familien, die ohnehin nur noch wenige Monate in Hamburg bleiben können, wie Franz Forsmann vom Flüchtlingsrat erfahren hat: „Wenn sie seit drei Jahren im Interrast wohnen, sagen sie jetzt, daß sie die übrigen paar Monate auch noch aushalten.“

Eines der beiden Häuser des Hotels steht mittlerweile leer. Seit es nach und nach geräumt wird, mußten die BewohnerInnen immer wieder die Zimmer wechseln. Mitte Juli hatte eine Gruppe junger Männer schließlich entnervt eine Rechtsanwältin eingeschaltet, als sie innerhalb von zwei Wochen das zweite Mal ihre Sachen zusammenpacken sollten. Und plötzlich konnten alle Einzelzimmer mit eigener Dusche und Toilette beziehen.

Elke Spanner