Arbeit ohne Geld

■ Ehrenamtliche Organisationen im Rathaus: „Wer Gutes tut, sollte auch darüber reden“

Ein „Markt der Möglichkeiten“ soll es sein: 72 ehrenamtliche Organisationen besetzen heute noch die untere Rathaushalle. Ganz legal. Sie halten hier eine Börse ab – für Menschen die sich ehrenamtlich engagieren und darüber informieren möchten.

„Ehrenamtliche Arbeit ist ein elementarer Bestandteil unserer Gesellschaft“, sagt dazu Sozialsenatorin Tine Wischer (SPD) zur Eröffnung. Es sei gelebte Solidarität, hier stünde der Mensch im Mittelpunkt und investiere dabei Zeit, Kraft und Nerven.

Davon kann Organisator Heinz Janning ein Lied singen. „Lob ernten Freiwillige selten“, sagt der Gründervater der Bremer Freiwilligenagentur. Und weiter: „Ehrenamtliche Arbeit wird wenig geschätzt“. Damit nimmt er allerdings auch die eigenen Leute auf's Korn. Grund: Zu viele handelten nach dem Motto „tue Gutes und rede nicht drüber“.

Janning fordert deshalb ein besseres System in der Freiwilligenarbeit: Institutionen sollten Beratungen und Fortbildungsmöglichkeiten für freiwillige Mitarbeiter anbieten. „Damit sinkt zudem das Risiko, daß mit Ehrenamtlichen personelle Löcher gestopft werden – weil Freiwilligenarbeit so schön billig ist.“

Etwa 40.000 Menschen arbeiten in Bremen unentgeltlich in den verschiedensten Organisationen – ungefähr die Hälfte von ihnen über zehn Stunden pro Woche. Viele Organisationen könnten ohne deren Hilfe nicht existieren.

„Es ist natürlich schade, daß ich kein Geld bekomme“, sagt Angela Ponce de Leon, die zum Team des Bremer Weltladens gehört. „Aber das Projekt Fairer Handel macht es zur Zeit einfach notwendig, daß Menschen ohne Bezahlung arbeiten. Und ich weiß, daß die Produzenten in der Dritten Welt davon profitieren.“ Damit, daß freiwillige Arbeit oft nicht als vollwertiger Job betrachtet wird, hat sie keine Probleme: „Ich habe ja noch meinen normalen Beruf.“ Sie arbeitet als freiberufliche Beraterin für Entwicklungszusammenarbeit.

Auch das „Hilfswerk Bremen“ könnte ohne ehrenamtliche Helfer wohl kaum in seiner jetzigen Form bestehen. Sechs Hauptamtliche arbeiten mit rund 300 Freiwilligen zusammen, die behinderte Menschen betreuen. Die angehende Sozialarbeiterin Claudia Schmolke ist seit einem halben Jahr dabei. „Natürlich sind wir manchmal Lückenbüßer, wenn das Geld für Hauptamtliche fehlt“, sagt sie. Dennoch ist sie dagegen, Freiwillige durch Festangestellte zu ersetzen. „Ehrenamtliche haben mehr Freiheiten. Wir nehmen uns mehr Zeit und können ein persönlicheres Verhältnis zu dem Betreuten aufbauen.“ ka