piwik no script img

Die eilige Dreieinigkeit

Von der Rand- zur Trendsportart: Triathlon wird im Jahr 2000 erstmals olympische Disziplin. Dann wird Doping auch bei den „Iron-Men“ erstmals zum Thema  ■ Von Martin Reichert

Einmal im Jahr wird auf Hawai der „Iron-Man“ gekürt: 3,8 Kilometer Brandungsschwimmen, 180 Kilometer Radrennstrecke und ein Marathonlauf über die obligatorischen 42 Kilometer müssen es schon sein, um sich „eisern“ nennen zu dürfen.

Ein bißchen einzelkämpferisch sei das alles schon, findet Roy Kapler, „ist eben Sport, kein Spiel“. Der dreiundreißigjährige Student versteht es zur Zeit, „Beruf“ und Hobby zu verbinden. Bei seinem Job als Fahrradkurier in Berlin kann er gleichzeitig trainieren. Angefangen hatte er vor Jahren mit Leistungsschwimmen, dann kam er auf die Idee, sich ein Fahrrad zu kaufen.

Schwimmen, Radfahren, Laufen, nur eine der drei Disziplinen war ihm auf Dauer zu langweilig, und „die Hektik beim Umziehen macht eben einfach Spaß“. Zu dem Rennrad kamen im Laufe der Zeit noch der typische, beim Radrennsport verpönte Triathlon-Lenker, zwei Paar gute Laufschuhe und ein Neoprenanzug für die teilweise recht kühlen Schwimmpartien. Seitdem ist Roy Triathlet. Natürlich ist das Endziel, irgendwann einmal in Hawaii zu starten, ansonsten bleiben noch die europäischen Wettkämpfe des privaten Iron- Man-Veranstalters in Zürich, Roth bei Nürnberg und auf Lanzarote.

Die ehemalige Rand-, später dann Trendsportart Triathlon ist jedoch im Begriff, sich zu verändern. In Sydney wird sie zum ersten Mal offizielle olympische Disziplin. Allerdings wird die ursprüngliche Iron-Man-Distanz auf einen fernsehgerechten Mittelstreckentriathlon zurechtgestutzt werden: 500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und 5 Kilometer Laufen. Außerdem wird auch das sogenannte Windschattenfahren, bisher verboten, erlaubt sein. Roy befürchtet, daß so die Leistung des einzelnen letztendlich geschmälert wird, der Sport im Ganzen verwässert und kommerzialisiert werden könnte.

Als Mitglied der Berliner „Weltraumjogger e.V.“ läßt er es aber ohnehin etwas lockerer angehen, dazu gehört auch ein gemeinsames Lauftraining am Schlachtensee, damit es eben nicht zu verbissen wird. Diese Verbissenheit sieht Oliver Büttel, Gründungsmitglied der Weltraumjogger, als Hauptgrund für die Tatsache, daß Frauen im Triathlon deutlich unterrepräsentiert sind. Sein Verein setzt eher auf den Breitensport und veranstaltet den alljährlichen Berliner Volkstriathlon an der Krummen Lanke. Eingeladen sind alle, die mal „ranriechen“ wollen und vielleicht bloß ein Drei-Gang-Rad besitzen, der Frauenanteil ist hier deutlich höher.

Wie sein Vereinskollege findet auch der 29jährige Oliver Büttel, daß Triathlon hauptsächlich eine Individualsportart sei. Im Rahmen des extremen sportlichen Ehrgeizes, wir erinnern uns an die Tour de France, greifen natürlich auch die Triathleten schon mal in die illegale Medikamentenkiste. Doping also auch bei den eisernen Männern ein Thema, der bisher alleinige Privatveranstalter legte allerdings bisher keinen besonderen Wert auf Dopingkontrollen, schließlich geht es um viel Geld. In Syndey wird vielleicht so mancher Farbe bekennen müssen.

Oliver Büttel schätzt hingegen den Spaß an der Sache und die ausgeglichene körperliche Beanspruchung. Radfahren und Schwimmen gehören zu den am wenigsten den Körper belastenden Sportarten, was das ultimative Testheft Focus vor zwei Jahren dazu nötigte, den Triathlon zur gesündesten Sportart zu küren.

Der „Berlin-Man“-Wettkampf startet am 29. August am Jugendgästehaus Wannsee. Infos: „Weltraumjogger e.V.“, Telefon: 809 02 879.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen