Mühsam nähren sich die Eichhörnchen

■ Der Hamburger SV erspart sich mit dem 3:0 beim Verbandsligisten FC Denzlingen ein Pokaltrauma

Wenigstens blieben dem Hamburger Sportverein beim Pokalausflug in die südbadische Provinz Hohn und Spott erspart. Schließlich war man bereits 1974 (und nicht 1975, wie am Freitag fälschlich in dieser Zeitung behauptet wurde) im ebenfalls badischen Eppingen gescheitert. Dieses Mal genügte eine äußerst durchwachsene, aber routinierte Leistung, um mit 3:0 zu siegen und im DFB-Pokal eine Runde weiter zu kommen. Jetzt hofft man an der Rothenbaumchaussee darauf, in der nächsten Runde gegen einen attraktiveren Kontrahenten glänzen zu können. Und zwar nach Möglichkeit bei einem Heimspiel im Volksparkstadion.

Gerade in der ersten Halbzeit fragten sich die Zuschauer im Stadion mit dem wunderschönen Namen „Einbollen“, wer nun die Profis und wer die Amateure sind. Gar zu pomadig, so schien es, trotteten die Hanseaten über den Rasen. Dabei spulten sie einfach ihr Minimalpensum ab. Warum sollte man sich auch besonders anstrengen, wenn eine mäßige Leistung ausreicht, den Gegner zu schlagen? Warum sollte man unbedingt seine Kraft verschwenden, um den doch recht weit angereisten eigenen Anhängern ein schönes Spiel zu bieten? Mehr als ein Pflichtsieg war doch nicht eingeplant, und die nächsten Aufgaben sind schwer genug. Da heißt es mit seinen Kräften ein wenig haushalten. Es genügt doch, in aller Ruhe ein wenig die Bälle hin und her zu kicken und auf die Fehler des fünftklassigen Gegners zu warten. Denn wer so aufopferungsvoll kämpft wird schon irgendwann müde.

Und tatsächlich, schon Mitte der zweiten Halbzeit waren die Badener platt und wurden unachtsam. So hatte Anthony Yeboah keine große Mühe, nach knapp sechzig Minuten das 1:0 zu erzielen. Der weitere Spielverlauf interessierte keinen mehr. Daß Martin Groth und Harald Spörl per Foulelfmeter in den letzten zehn Minuten den Endstand erzielten, nahm man auf den eigens erbauten Tribünen eher gelangweilt hin.

Viel wichtiger war es zu diesem Zeitpunkt, sich noch ein warmes Würstchen zu erhaschen, schließlich machte der FC Denzlingen das Spiel zu einem Volksfest. Siebzig Jahre alt wurde der Verein in diesem Jahr, und dankenswerter Weise lotste die Auslosung zur ersten Runde im DFB-Pokal den passenden Erstligisten in die Gegend von Freiburg. Die Feier mit Ringelpiez beeindruckte allemal mehr als ein paar Profis aus Norddeutschland. Die verzogen sich schnell in den Bus, um rechtzeitig nach Basel zu kommen. Denn dort wartete am Flughafen schon der Learjet, um die Mannschaft noch vor dem Eintritt des Nachtflugverbots wieder zurück nach Hamburg zu bringen. Wahrscheinlich der einzige Grund, warum der HSV das Spiel noch in der regulären Spielzeit für sich entschied. Eine Verlängerung hätte nur den Zeitplan durcheinandergebracht und damit größeren Aufwand bedeutet. Harald Bleyer