Steine auf dem Weg zum Ökokaufhaus

■ Studentenwerk der Uni Oldenburg geht neue Wege: Bringt ein Dienstleistungszentrum die Professionalisierung der Ökobranche?

Oldenburg. Zuerst befürchteten die Anlieger zuviel zusätzlichen Verkehrslärm, dann wurde an der Uni diskutiert, ob es eine Aufgabe des Studentenwerks sein kann, neue Gewerbeflächen zu schaffen. Morgen wird nun der Grundstein für das Ökologiezentrum Oldenburg direkt neben dem Mensa-Trakt gelegt. Die Diskussionen, die Studentenwerk-Geschäftsführer Gerhard Kiehm jetzt führt, bewegen sich auf einem anderen Niveau: Ist es ökologisch sinnvoll, ein vierstöckiges Gebäude mit einer Nutzfläche von 4.300 Quadratmetern als eine Art Ökokaufhaus zu bauen?

Kiehm bejaht das vehement: „Der ökologische Einzelhandel hat deutliche Zuwachsraten in Aussicht. Das wissen auch die großen Supermarktketten, die bereits beginnen, Öko-Produkte zu verkaufen. Da gibt es nur eine Wahl: Entweder die Ökoläden gehen deshalb bald mit fliegenden Fahnen unter – oder die Branche professionalisiert sich.“

Das oldenburgische Studentenwerk setzt auf die Professionalisierung. Für 1,4 Millionen Mark hatte es Anfang 1997 dem Land Niedersachsen das Grundstück an der Ecke Uhlhornsweg/ Ammerländer Heerstraße gegenüber dem neuen Hörsaaltrakt abgekauft. Damit sollte auch Schlimmeres verhindert werden: Das Land wollte das Gelände sowieso verkaufen. „Dann wäre da vielleicht McDonald's reigekommen“, sagt Kiehm. So aber hat die Ökologiehaus GmbH, eine hundertprozentige Tochter des Studentenwerks, mit Kiehm als Geschäftsführer den 12,5 Millionen Mark teuren Bau des Dienstleistungszentrums geplant. Finanziert werden soll es über die Mieteinnahmen, zwei Drittel der Gewerbefläche sind bereits vergeben. Im Erdgeschoß werden ein Biofrischmarkt, eine homöopathische Apotheke und ein Vollwertrestaurant einziehen. Der erste Stock beherbergt einen Kinesiologen, einen homöopathisch arbeitenden Allgemeinarzt und einen Zahnarzt mit ganzheitlichem Ansatz. Außerdem werden dort eine ökologische Planungswerkstatt und ein ökologischer Baumarkt untergebracht. Gesucht werden noch BetreiberInnen für ein Öko-Textilgeschäft und einen Öko-Möbelhandel.

Keiner der Läden sei eine Neugründung, alle würden durch örtliche Einzelhändler betrieben, erklärt Kiehm. In der oldenburgischen Ökobranche seien aber nicht alle gut auf das Projekt zu sprechen. „Da gibt es auch massive Gegnerschaft.“ Kritik gäbe es beispielsweise an der Bauweise. Obwohl der Komplex „energetisch günstig“ gebaut, der vorhandene Baumbestand berücksichtigt und das Regenwasser genutzt wird, gibt es auch Kompromisse: „Für so ein Gebäude braucht man Beton und Stahl, das kann man nicht auf Holzbalken errichten“, sagt Kiehm. Ein weiterer Knackpunkt: Auch nicht-ökologische Dienstleistungen wie ein Reisebüro und ein Copyshop werden dort untergebracht. „Dafür gibt es eben eine starke studentische Nachfrage“, gibt sich Kiehn pragmatisch. Die rund 12.000 StudentInnen sollen – neben den BewohnerInnen des Stadtwestens und InteressentInnen aus dem Umland – das Zentrum hauptsächlich nutzen. Für den verstärkten Andrang auf dem Unigelände wurden auch 70 neue Parkplätze geschaffen.

Diese Einschränkungen sind für Kiehm der Preis der Professionalisierung. Dabei sieht er das Studentenwerk in der Pflicht für eine solche Vorreiterrolle: „In dieser finanziellen Größenordnung könnte so ein Projekt niemand anders in Oldenburg realisieren.“

Daniela Martin