Zuviel kalter Kaffee bei der Bahn AG

■ Zugfahren soll richtig gemütlich werden, verspricht Bahnvorstand Nawrocki. Dafür muß man für die Fahrplanauskunft zahlen

Berlin (taz) – Seit Axel Nawrocki im Mai in den Vorstand der Deutschen Bahn AG berufen wurde, ist viel Böses über ihn gesagt und geschrieben worden. Daß die CDU da einem abgehalfterten Parteibuchdiener einen Versorgungsjob verschafft habe und daß der Mann ja vom Eisenbahngeschäft so überhaupt nichts verstehe. Schon in seinem früheren Amt als Oberlobbyist für Berlins Olympiabewerbung habe Nawrocki doch immer das Flugzeug benutzt, lästerte etwa der Spiegel.

Wie konnten sich all die Kritiker nur so irren? Am Wochenende analysierte der Vorstand die Lage der Bahn so exakt, wie es vor ihm keiner geschafft hat: „Der Kaffee, den Sie im Zug bekommen, ist nicht immer heiß“, berichtete er der Nachrichtenagentur AP. „Und dann bezahlen Sie fünf Mark – das ist zu teuer.“ Doch damit nicht genug: Vor Fahrkartenschaltern gebe es oft lange Schlangen, fuhr Nawrocki fort – allerdings, ohne genau zu benennen, an welchen Bahnhöfen es zu diesem Phänomen kommt.

Verdreckte Toiletten, defekte Klimaanlagen, falsch ausgestellte Fahrscheine, all das hat Newcomer Nawrocki ganz oben aufs Tableau geschrieben: „Ich bin ziemlich sicher, daß wir die Sachen innerhalb eines halben Jahres in den Griff kriegen.“ Sogar die telefonische Zugauskunft soll – allerdings gegen eine kleine Extragebühr – ständig besetzt sein.

Ausmerzen will der Vorstand auch Schwierigkeiten in Reglement und Preisstruktur. „Wir haben 1.000 Vorschriften“, mäkelte er. Und dazu einen Dschungel mit „mehr als 2.500 Arten und Gattungen von Preisen“. „Da kennt sich keiner mehr aus – selbst unsere eigenen Mitarbeiter nicht.“ Was man dagegen tun kann? Flexibilitätsschulungen für Mitarbeiter abhalten, Sonderangebotsdschungel abholzen.

Dem Erkenntnis- und Innovationsschub der Bahn schloß sich am Wochenende auch Vorstandschef Johannes Ludewig an. Auf die Frage der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, wann es möglich sein werde, einen Koffer etwa am Bahnhof in Köln aufzugeben und in New York nach der Ankunft mit dem Flugzeug abzuholen, sagt er: „Wenn Sie das Gepäck am Vorabend der Reise im Bahnhof aufgeben, funktioniert das heute bereits von Saarbrücken aus und ab Herbst dann auch entlang der Rhein-Schiene Richtung Flughafen Frankfurt.“ Wie hoch bei diesem Service die Trefferquote ist, wird Nawrocki sicherlich demnächst nachliefern. löw