Windhundrennen und Kommerz

■ betr.: „Die Hatz der häßlichen Hunde“, taz vom 27. 8. 98

Anders als andere Hunde orientieren sich Windhunde in erster Linie mit dem Auge, nicht mit dem Geruchssinn. Der Grund liegt darin, daß alle Windhunde (es gibt allein 16 international anerkannte Rassen) ursprünglich zur Hetzjagd auf fliehendes, schnelles Wild gezüchtet wurden. Diesen tiefverwurzelten Jagdinstinkt macht sich der Mensch zunutze, wenn Windhunde bei Rennen eine maschinell gezogene Hasenattrappe verfolgen, die daher auch keinen besonderen Geruch verströmen muß. Dies kann durchaus segensreich sein, denn Windhundrennen und -trainings, wie sie beispielsweise von den 46 regionalen Windhundsportvereinen im „Deutschen Windhundzucht- und Rennverband“ (DWZRV) regelmäßig durchgeführt werden, bilden einen Beitrag zur artgerechten Tierhaltung, indem sie das rassetypische Bewegungsbedürfnis der Hunde befriedigen. Voraussetzung dafür ist jedoch, daß dieser Sport als reine Amateurveranstaltung stattfindet, wie es in Deutschland bislang der Fall ist.

Kommerzieller Windhundsport, wie er beispielsweise in Großbritannien, Irland, Spanien oder den USA durchgeführt wird, ist jedoch mit gravierenden negativen Auswirkungen für die Tiere verbunden – ein Umstand, der den Wettern allerdings in der Regel verborgen bleibt: Die Windhunde, ausnahmslos Vertreter der Rasse Greyhound, werden in gewerblichen Rennställen gehalten und für ihre Renneinsätze trainiert. Dies gilt jedoch nur so lange, wie der betreffende Hund für seinen jeweiligen Eigentümer „rentabel“ ist. Diese Rentabilität ist in aller Regel nur bis zum Alter von zwei bis drei Jahren gegeben, wenn der Hund seinen Leistungshöhepunkt überschritten hat. Auf die Rennkarriere folgt dann die rasche und preiswerte „Entsorgung“: Aussetzen, Erhängen oder Ertränken sind hierbei gängige Praktiken, wie beispielsweise Der Spiegel am 20.10. 1997 berichtete.

Bemühungen privater Tierschutzorganisationen auf den Britischen Inseln und in den USA, ausgesetzte Greyhounds an private Eigentümer zu vermitteln, werden durch das vom kommerziellen Rennwesen hervorgerufene Negativ-Image der „Rennmaschinen“ häufig erschwert. Eine unbegründete Einschätzung, denn Greyhounds sind nicht nur ästhetisch schöne, sondern auch freundliche und unkomplizierte Haushunde. [...] Jan Scotland, Schriftführer im

Windhund-Club Weser e.V.,

Bremen