Ein Griff mit der Nase

■ Die X-Ecutioners wirbeln mit Beats und Scratches, bis die Sinne kollabieren

DJs sind Produzenten sind Kreative sind Künstler. Diese Botschaft dürfte in den letzten zehn Jahren zur Genüge kommuniziert worden sein. Doch auch wiederholtes Herunterbeten von Theorie hilft der Erkenntnis weniger als ein handfestes Spektakel. In diesem Sinne sind die X-Ecutioners der Beweis, die logische Konsequenz und der anschauliche Schlußakkord unter das Jahrzehnt der Selekter, wo endlich auch für die dem klassischen Kunstbegriff verhaftete Masse der Schöpfungsprozeß im Sinne von Können und Arbeit transparent wird. Wie oft greift der DJ in den Plattenkoffer? Wie unhörbar – beziehungsweise wie in diesem Falle: hörbar und bewußt – sind die Übergänge? Was passiert während der Stücke? Was tun die Hände? Auf all diese Fragen hat das New Yorker Viergestirn eine befriedigende Antwort.

Rob Swift, Roc Raida, Total Eclipse und Mista Sinista scratchen, stoppen, wenden und wirbeln, bis die Sinne kollabieren. Und sie tun es miteinander. Breaks in Breaks, Atome zu Molekülen zu Episoden zu einer donnernden, durchgehenden ganzkörperlichen Erfahrung von Sound und Struktur, die HipHop als Ausgangspunkt längst transzendiert hat. Ja, das ist Handarbeit und damit im Prinzip nicht weit von einem Haufen Gitarrensolisten entfernt.

In diesem Kontext darf dann, gerade wenn in Nadel und Vinyl von hinten, mit der Nase und der Zunge eingegriffen wird, gerne auch Jimi Hendrix herhalten. Hier werden keine kreativen Unfälle geschichtet, sondern ein extrem verdichtetes Verständnis musikalischer Durchlauferhitzung exerziert. Holger in–t Veld Mo, 7. September, 21 Uhr, Markthalle