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■ SurfbrettDas Universum von Jean Paul Gaultier

Die Stars der Mode haben bisher das Internet eher gemieden. Es gibt zwar Hunderte von Websites, die sich mit Mode beschäftigen, die meisten sind aber an Kundinnen gerichtet, die einfach nur ein paar hübsche Kleider kaufen wollen. Das ist nun nicht gerade die Welt von Jean Paul Gaultier, dem Enfant terrible, das stets darauf aus ist, das „absolute Tabu des guten Geschmacks“ zu verletzen, wie die Modetheoretikerin Barbara Vinken schreibt. Vielleicht hat sich Gaultier deswegen eher ins ebenfalls ziemlich geschmacklose Web gewagt als seine Kollegen. Es ist ihm ausnehmend gut gelungen. Alles funktioniert auf seiner Website unter www.jpgaultier.fr (in Englisch und Französisch), was heute durchaus keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Allein dafür schon verdienen Gaultiers Webdesigner ein großes Lob. Sie haben gerade für die extreme Mode Gaultiers auf alle Extravaganzen der Webtechnik verzichtet. Schon die Startseite zeigt einprägsam mit einer anklickbaren Grafik, die fliegende Männer zum Skelett einer Hand gruppiert, daß sich Jean Paul Gaultiers Werk hier an fünf Fingern abzählen lassen soll. Es ist trotzdem ein „Universum“, wie einer der Menüpunkte augenzwinkernd heißt. Gaultiers Phantasie ist hemmungslos kitschig und theatralisch. Sie schreckt weder vor Parfümflaschen in männlicher oder weiblicher Gestalt zurück noch vor Skeletten, an denen der Schneider, der Gaultier auch sein will, die Anatomie des menschlichen Körpers studiert hat. Man kann über die Großmutter lesen, unter deren Obhut der Junge aus der Pariser Vorstadt aufgewachsen ist, man darf seine Accessoires bewundern – „Accessoires sind keine Nebensache“, lautet der Grundsatz. Nur die Kleider, die Gaultier tatsächlich entworfen hat, sind online nicht zu sehen. Auch das ist konsequent. Der Computer kann nicht das Knistern der Stoffe und schon gar nicht die Körperlichkeit der Modelle darstellen, daher auch nicht den Schock, den Gaultiers Kreationen in der Haute Couture auslösen. niklaus@taz.de

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